Und es blitzen die Sterne

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Die Sehnsucht nach Sternen am Künstlerhimmel ist unstillbar. Dem Publikum wird sie von Werbemanagern und anbetungsfreudigen Journalisten in einem fort eingeredet. Die Folge ist eine Unzahl von Sternschnuppen. Ein wahrer Regen verglühender, zerfallender, kurz aufleuchtender Körper, die vom Himmel herunterprasseln.

Beim keineswegs glanzvollen "Rigoletto“ der Wiener Festwochen wurde ein Shootingstar angekündigt: der 29-jährige israelische Senkrechtstarter Omer Meir Wellber. Ein Dirigent, bei dem internationale Kritiker ins Schwärmen geraten. Von einem "begnadeten emotionalen Hitzkopf“, einem "feurigen Tausendsassa“ und einem "fesselnden Gestalter“ war schon im Vorfeld die Rede. Danach gab es einige Enttäuschung. Von ausgewogenem Verdi-Stil und Italianità war man meilenweit entfernt. Meir Wellber selbst meinte im ATV-Highlights-Interview, dass ihm alles zu schnell gehe. "Alles muss machbar sein, gestern New York, heute Wien. Man darf nicht zu viele Engagements annehmen. Das Tempo ist rasant, aber unser Hirn ist begrenzt aufnahmefähig.“

Kann er überhaupt noch auf die Bremse steigen? Nicht wirklich, wenn man bedenkt, dass er bereits Musikchef in Valencia ist; dass er demnächst auch in New York und Mailand dirigieren wird. Man sollte ihn, wie ein Wiener Musikkritiker so treffend meinte, "in die viel gescholtene, doch lehrreiche Provinz“ verbannen. Ein wahrscheinlich vergeblicher Wunsch. Der Markt ist gierig nach immer neuen Sensationen. Verantwortungsbewusste Intendanten gibt es kaum noch. Die Jungstars müssen schon selbst aufpassen, dass sie keine Sternschnuppen werden. Leicht gesagt, wenn Ruhm und Geld locken. Die Frage nach dem Fehlen großer Persönlichkeiten ist leicht zu beantworten: Charisma fällt nicht vom Himmel. Es braucht Entwicklung und Reife. Zeit eben - und die ist Mangelware.

Der Autor ist Kulturmoderator beim Privatsender ATV

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