Und es blitzten keine Sterne

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Mit „La Bohème“ und „Madama Butterfly“ sind der Volksoper echte Alternativen zu den Staatsopernproduktionen gelungen – mit der jetzt präsentierten „Tosca“ ist man davon jedoch meilenweit entfernt.

Auftakt zum Giacomo Puccini-Schwerpunkt der Wiener Volksoper: Das Haus am Gürtel würdigt den 150. Geburtstag des großen italienischen Opernkomponisten in dieser Saison nicht nur mit Wiederaufnahmen der einst so starken „La Bohème“-Produktion in der Regie von Harry Kupfer und der hochinteressanten Sichtweise der „Madama Butterfly“ durch Stefan Herheim, sowie Reprisen der fragwürdigen „Turandot“ (von Renaud Doucet ins Reich der Insekten verlegt), sondern auch mit einer Soirée am 2. Dezember und – seit vergangenem Sonntag – einer Neuproduktion der „Tosca“, womit dieser veristische Opernreißer an den Ort seiner Wiener Erstaufführung 1907 zurückgekehrt ist.

Wie vor 101 Jahren wurde auch jetzt wieder in deutscher Übersetzung gesungen – womit wir gleich beim Hauptproblem dieser nur auf den ersten Blick neuen Produktion (Alfred Kirchner hatte „Tosca“ schon vor Jahren an der Frankfurter Oper inszeniert, woran seine jetzige Wiener Arbeit bis hin zur Ausstattung frappant erinnert!) angelangt sind: So begrüßenswert die Absicht des Hauses auch sein mag, große Opern in Deutsch zu bieten, so sehr macht dieses Vorhaben nur Sinn, wenn die Texte exzellent präsentiert werden – und dies war leider nur in einigen Nebenrollen, beim markigen Mesner von Martin Winkler und dem präsenten Angelotti von Stefan Cerny, der Fall.

Leider wurde jedoch die sonst fehlende Textsouveränität nicht durch entsprechende Gesangsleistungen kompensiert: Die als Darstellerin blasse Ann-Marie Backlund in der Titelrolle etwa wusste schallende Spitzentöne ins Auditorium zu schleudern, musste aber mit ihrem unausgeglichenen, über wenig Mittellagen- und Tiefensubstanz verfügenden Sopran passen, wenn es um Kantilenen ging. Ähnlich hatte der biedere János Bándi wenig an tenoralem Schmelz zu bieten, er blieb ein trocken timbrierter Cavaradossi ohne einschmeichelndes Legato. Und selbst der an der Volksoper geschätzte Morton Frank Larsen tat sich mit dem Scarpia nichts Gutes: Mit harsch aufgerissenem, dauerstrapaziertem Ton versuchte er Dramatik zu simulieren – freilich ohne damit über einen eindimensionalen Bösewicht hinauszukommen.

Tosca springt nicht

Aus dem offensichtlichen Wissen um die Defizite seiner Protagonisten in puncto Kantabilität setzte auch Josep Caballé-Domenech am Pult des trotz einiger weniger Pannen sicher vorbereiteten und gut aufgelegten Orchesters vor allem auf Dramatik unter deutlicher Vernachlässigung der Lyrismen.

Und die Regie von Alfred Kirchner in den, zwei Akte lang die Bühne erheblich einengenden Bühnenbildern von Karl Kneidl? Sie blieb, sieht man von einigen plakativen Effekten ab, unprätentiös und erzählte geradlinig die Geschichte (wobei Tosca dieses Mal nicht von der Engelsburg springt, sondern „nur“ zusammenbricht), ohne aus den Protagonisten vielschichtige Charaktere geformt zu haben.

„So begrüßenswert die Absicht ist, große Opern in Deutsch zu bieten, so macht dies doch nur Sinn, wenn die Texte exzellent präsentiert werden … “

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