Ungarn - kurvenreiches Land

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Für den weisen Mann geziemt es sich nicht, persönliche Affären in der Öffentlichkeit auszutragen. In dieser Hinsicht war also Paul Lendvai im Europastudio des ORF vorbildlich. Es ging um Ungarn, das Ungarn des Viktor Orbán, das jüngst gegen Lendvai hetzte und in Europa dieser Tage mit seinem Mediengesetz wilde Proteste hervorrief.

Hier heißt es also Zurückhaltung üben. Deshalb ließ Lendvai den ungarischen Außenminister Martonyi reden - und überließ das Angreifen der Kurier-Journalistin Margareta Kopeinig - die ihre Funktion tadellos erfüllte. Was ist also nun mit Ungarn? Ist es tatsächlich der Hort des politisch Bösen in Europa? Martonyi verteidigte sich nach Kräften und wies nach, dass die Diskussion über das Gesetz deshalb so schwierig sei, weil die Kritiker den Text in Unkenntnis des Ungarischen gar nicht bewerten könnten. Ein Herr von der FAZ fand Teile des Gesetzes sogar gut, denn gegen einen Kodex des Staates gegen Gossenboulevard und sonstige Aberrationen sei doch nichts einzuwenden, selbst Der Standard habe so ein Reglement. Darauf hätte man erwidern können, dass der Standard nur bedingt mit Orbán vergleichbar ist, weil der Standard ja nicht wie Orbán ein ganzes Land politisch "umfärbt“ und Vorträge etwa eines Paul Lendvai auch noch in Berlin verhindern lässt, weshalb man gegenüber Orbán vielleicht etwas skeptischer - egal. Man entspannte sich mit Geplauder über Ungarns EU-Programm und schließlich hieß es diplomatisch: "Orbán hat die erste Kurve gut genommen.“ Erst da konnte Lendvai nicht mehr widerstehen: "Er wird noch viele Kurven nehmen müssen.“ Das war es wert! (Oliver Tanzer)

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