Ungleiche Überlebenschancen

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Krebsforschung bewegt sich stets auf dem Nährboden der Hoffnung: Gelingt es, die Diagnose oder Therapie einer bestimmten Krebserkrankung zu verbessern, dauert es nicht lange, bis sich dies auch im Überleben der Patienten niederschlägt. Das zeigen die Ergebnisse der groß angelegten EU-ROCARE-Studie, die nun beim Europäischen Krebs-Kongress in Wien präsentiert wurden. Daten zum Krankheitsverlauf von 7,5 Millionen Patienten aus 29 europäischen Staaten wurden dabei ausgewertet. Die größten Verbesserungen waren im letzten Jahrzehnt bei der chronisch myeloischen Leukämie, einer Form von Blutkrebs, zu beobachten. Bedingt durch eine Weiterentwicklung der medikamentösen Therapie konnte das Fünf-Jahres-Überleben der betroffenen Patienten von 32 auf 54 Prozent gesteigert werden. Auch bei Frauen mit Brustkrebs wurden aufgrund früher Diagnose und erweiterter Behandlungsoptionen auch bei fortgeschrittener Erkrankung deutliche Fortschritte erzielt. Seit den 1980er Jahren haben sich in Europa die Überlebenschancen bei Krebskrankheiten ständig verbessert. Doch zwischen den einzelnen Staaten traten zum Teil große Unterschiede zutage, womit die Trends vorhergehender EUROCARE-Studien erhärtet wurden.

Österreich im Spitzenfeld

In Österreich sind fünf Jahre nach der Diagnose einer Krebserkrankung 56,7 Prozent der Patienten noch am Leben -das liegt über dem europäischen Schnitt von 52,5 Prozent und nur knapp hinter dem Spitzenreiter Island (57,6 Prozent). In Osteuropa hingegen wurden unterdurchschnittliche Überlebensraten verzeichnet, die niedrigste davon in Bulgarien (39,2 Prozent). "Das Überleben korrelierte gut mit dem Bruttoinlandsprodukt und den nationalen Gesundheitsausgaben: Höhere Ausgaben hatten meist ein besseres Überleben der Krebspatienten zur Folge", berichtete Studienautorin Milena Sant, Krebsforscherin am Nationalen Tumorzentrum in Mailand. "Die Ergebnisse der Studie können helfen, Gebiete mit niedrigem Überleben aufzudecken. Eine Reduktion der Ungleichheit innerhalb Europas ist auch eine Frage der Gesundheitsorganisation und der Finanzierung des Gesundheitssystems."

Dass sich die Höhe der Gesundheitsausgaben nicht nur in konkreten Patientenschicksalen, sondern auch rückwirkend in der wirtschaftlichen Situation niederschlägt, wurde ebenfalls beim Wiener Kongress diskutiert. "Jetzt wird so häufig davon gesprochen, dass die Menschen in Europa künftig länger arbeiten werden müssen. Aber wenn man nicht in die Gesundheit der Menschen investiert, braucht man in der EU überhaupt nicht über eine Anhebung des Pensionsalters nachdenken", meinte Ian Banks, der sich im Rahmen der Europäischen Gesellschaft für Klinische Onkologie (ESCO) für Patientenrechte engagiert. Denn erst Verbesserungen im Gesundheitsstatus und höhere Krebs-Überlebensraten würden wirtschaftliches Wachstum in Europa garantieren.

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