Youtube erlaubt das Unkenntlichmachen von Gesichtern, während Mutter Google die Gesichtserkennung forciert.
Alles hat zwei Seiten. Auch eine neue Funktion auf dem Video-Portal Youtube, mit dem man Gesichter in Videos unkenntlich machen kann. Die Funktion würde so ermöglichen, dass etwa ein von Eltern aufgezeichnetes Fußballspiel ihrer Kinder so anonymisiert werden könnte, dass zwar die eigenen, nicht aber die anderen Kinder darauf zu erkennen wären. Oder man kann das "Face Blurring“ auch dazu benutzen, Videos von Demonstrationsveranstaltungen zu anonymisieren, indem man die Teilnehmer unkenntlich macht. Die Kehrseite der Medaille: Auch Videos, die manche Täter von ihren Übergriffen auf Passanten einstellen - das sogenannte "Happy Slapping“ scheint groß in Mode zu sein - könnten sich damit unkenntlich machen und sich so vor einer Verfolgung schützen. Rein technisch gesehen ist die neue Funktion mittels eines einfachen Rechtecks umgesetzt, das den darunterliegenden Bildinhalt (jeweils alle erkannten Gesichter in einem Bild) verzerrt und unscharf wiedergibt. In manchen Fällen komme es aber vor, dass Gesichter nicht erkannt würden, und dann entsprechend sichtbar blieben, räumte Youtube ein.
Ambivalent zu bewertende Entwicklungen
Zugleich hat der Youtube-Mutterkonzern Google einen Patentantrag eingebracht, der es künftig ermöglichen soll, Gesichter in Videos zu erkennen und Metadaten dazu in eine Datenbank abzulegen, wo ihnen später auch Namen zugeordnet werden können. Die dazu nötige Software, die dieses dem Youtube-Vorgehen komplett konträr anmutende Projekt umsetzen soll, hätte bereits eine Trefferquote von 99,7 Prozent, hieß es bei einer Anhörung im US-Senat zum Thema "Was Gesichtserkennungstechnologie für die Privatsphäre und die Bürgerrechte bedeutet“.
Auch Facebook nutzt die Gesichtserkennung bereits für seine Mitglieder (vgl. FURCHE 28/2012). Die Plattform will aber immerhin für alle Nutzer unter 13 Jahren auf diese Technologie verzichten. Beide Technologien - Gesichtserkennung und die Unkenntlichmachung von Gesichtern - sind hoch entwickelt. Doch wie so oft hat man sich in der Forschung keine Gedanken gemacht, welche Auswirkungen die Technologien haben können.
