Unschuldig bleibt keiner

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Hamlet zählt, das ist nichts Neues, zu den großen Figuren des abendländischen Theaters: "Sein oder Nichtsein - das ist hier die Frage“ - dieses Zitat aus dem Hamlet-Monolog hat zwar Shakespeare nicht berühmter gemacht, als er es ohnehin schon war; dennoch: dieses Drama verfügt über einen zeitlosen Charakter. 450 Jahre nach Shakespeares Geburtstag hat es sich das Schauspielhaus Salzburg angelegen sein lassen, dieses Trauerspiel voll Hinterlist und Tücke, Lüge und Mord auf die Bühne zu stellen. Das geflügelte Wort "Die Zeit ist aus den Fugen“ wäre, sollte man meinen, eine Gelegenheit, eine gesellschaftspolitische Parallele zu heute zu ziehen. Doch gerade dieser eine Satz kam so tonlos, nur aufgesagt daher, dass man sich zunächst fragte, ob sich die Anstrengung der Aufführung lohnte. Selbstverständlich hat man das Stück "schlank“ gemacht, das Personal reduziert, es war natürlich mehr als eine Fingerübung oder Pflichtinszenierung.

Manche Szene war stark, die Rolle der Ophelia eigenartig verfremdet, und die Eile, mit der Regisseurin Susi Weber inszenierte, war unnötig. Die Geschichte ist bekannt: König Claudius hat seinen Bruder umgebracht, dessen Sohn Hamlet soll den Mord rächen, seine Mutter, Witwe des Toten und schon gleich darauf Gattin des Claudius, aber schonen. Hamlet schiebt die Rache vor sich her, "hamletisch“ wird als Epitheton künftig für Zauderer angewandt (man sprach z. B. von Papst Paul VI. als "papa amleto“).

Kraftvoll bis zum bitteren Ende

Simon Ahlborn gibt diesen Hamlet durchaus kraftvoll bis zum bitteren Ende. Georg Reiter ist Claudius, der seine Schuld immer mehr verinnerlicht, Ulrike Arp als Königin Gertrud hat sich ebenfalls nicht mit Unschuld hervorgetan und gerät in den allgemeinen Strudel der Vergeltung. Olaf Salzer als Polonius hat den Oberkämmerer mehr clownesk zu spielen und seine Tochter Ophelia, Katharina Pizzera, muss sich mit der Deutung ihrer Rolle zurechtfinden. Beachtlich schlagen sich Güldenstern und Rosenkranz, die auch als Totengräber eingesetzt sind: Nenad Subat und Magnus Pflüger. Die Bühne (und Ausstattung) von Isabel Graf deutet mit Lamellen Räume und Wände auf einer schrägen Spielfläche an. Das Publikum dankte für eine Aufführung, die durchaus weit über jener einer Schülerbühne steht.

Hamlet - Schauspielhaus Salzburg

15., 16., 18., 20., 22., 26., 31. Mai

3., 4., 7., 11., 13. Juni

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