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Je weniger Slowenen es gibt, umso größer ist die Bedrohung, die von ihnen ausgeht. Es hätte der Volkstumskampf, der gegen sie geführt wird, also kein Ende, auch wenn in Kärnten überhaupt keine Slowenen mehr lebten. Denn der Slowene muss als halluzinierter Feind überleben, damit der Deutschkärntner weiß, wer er ist. Wer ist er? All die Perkonig und Ramusch, die Kuchlik und Tschabuschnigg, die sich bei den Geselligkeitsveranstaltungen des Kärntner Heimatdienstes gemeinsam davor fürchten, dass der finstere Slawe nach ihrer Heimat greife, tragen diesen in sich selbst. Ihre Namen wissen es noch, sie aber haben es vergessen und müssen trachten, dass ihr heftiges antislowenisches Ressentiment sie auch weiterhin vor der Erinnerung bewahre, von wem sie abstammen.

Dass unzählige Familien irgendwann den Lockungen oder dem Druck der Assimilation erlagen, hätte eigentlich bei den Slowenen jenes Trauma bewirken müssen, das immer nur ins Treffen geführt wird, wenn es die "Urangst" der Deutschkärntner zu entschuldigen gilt. Aber dieses Trauma spielt bei den Slowenen kaum eine Rolle. Hingegen fühlen sich in Kärnten jene bedroht, die dafür gesorgt haben, dass eine Volksgruppe, die einst die Mehrheit stellte, heute nur mehr ein paar Tausend Menschen zu den ihren zählt. Ich muss die Eingangsthese revidieren: Die Slowenen müssen als virtueller Feind erhalten bleiben, damit die so genannten Deutschkärntner gerade nicht wissen, wer sie sind: Abkömmlinge von Slowenen.

Ins Reine können die Kärntner nur selber mit sich kommen: indem ein jeder sich seiner eigenen Familiengeschichte und sie alle sich der Geschichte ihres Landes stellen. Das kann dauern. Da Kärnten aber schon jetzt zu Österreich gehört, ist es überfällig wie notwendig, bestehendes österreichisches Recht gegebenenfalls gegen die Kärntner Amnesie und ihre politischen Propagandisten durchzusetzen.

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