Unterkühlte Emotionen

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Neuproduktion von Verdis "La Traviata" am Opernhaus Graz.

Es ist kaum zu glauben, dass die heute so populäre "La Traviata" von Giuseppe Verdi bei der Uraufführung durchfiel. Aber das lag nicht so sehr an der damals noch sehr anstößigen Idee, die Geschichte einer Kurtisane auf der Opernbühne darzustellen. Vielmehr war 1853 im Teatro Fenice in Venedig die unglückliche Besetzung der Titelpartie schuld daran.

Davon kann bei der Neuproduktion des Seelendramas am Grazer Opernhaus keine Rede mehr sein. Vor allem wenn man eine Violetta vom Kaliber einer Adriana Damato aufbieten kann. Die junge Italienerin, die schon am Stadttheater Klagenfurt in verschiedenen Rollen reüssierte, fasziniert mit ihrem dunkel gefärbten, warmen Timbre, wunderbaren Piani und unglaublichem Schattierungsreichtum. Zudem versprüht sie ein Höchstmaß an intensiver Emotion. Da können die anderen Protagonisten leider nicht mithalten: Bülent Külekco ist ein darstellerisch hölzerner Alfredo, dem es an "italienischem" Schmelz, und Schönheit in der mittleren Lage mangelt. Über wenig Farben verfügt Vladimir Chmelo, er ist zudem als Vater wenig präsent. Die vielen kleinen Partien und der Chor hingegen sind alle solide besetzt.

Das Grazer Philharmonische Orchester unter ihrem ehemaligen Chefdirigenten Peter Schrottner weiß viele emotionalen Schattierungen herauszuarbeiten, wirklich mitreißen kann es jedoch nicht.

Dietmar Pflegerl, hier als Regisseur eingesprungen, hat die Geschichte der Kameliendame schon 1998 als seine erste Operninszenierung überhaupt am Stadttheater Klagenfurt erfolgreich in Szene gesetzt. Er erzählt auch diesmal ihre Geschichte ohne Mätzchen und Modernismen. Im Gegensatz zu seinen bisherigen ergreifenden Arbeiten gelingt es ihm diesmal jedoch nicht ausreichend, die Gefühle der Personen außer bei der Titelheldin berührend und packend über die Rampe zu bringen. Dazu können auch der wenig atmosphärische, dunkle Einheitsraum und die modernen Kostüme kaum etwas betragen. Jubel!

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