Unterstützung für das Agrarland Polen

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Österreich soll dem agrarisch dominierten Land Polen - im Hinblick auf den geplanten EU-Beitritt - in der Landwirtschaft, bei Naturparks und Umweltprogrammen als Vorbild dienen.

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Österreich soll dem agrarisch dominierten Land Polen - im Hinblick auf den geplanten EU-Beitritt - in der Landwirtschaft, bei Naturparks und Umweltprogrammen als Vorbild dienen.

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Österreich ist, was die biologische Landwirtschaft betrifft, mit einem Anteil von zehn Prozent Weltspitze. Eine derartige Vorreiterrolle kann einem agrarisch dominierten Land, wie es Polen ist, als Modell dienen.

Doch nicht nur bei der nachhaltigen Landwirtschaft, sondern auch bei Projekten wie Naturparks und anderen Umweltprogrammen sowie der Regionalentwicklung könnte Österreich dem ehemaligen Ostblockstaat Polen behilflich sein.

Wie eine solche Kooperation aussehen könnte, untersuchten vergangene Woche rund 30 Experten von den polnischen Agraruniversitäten und landwirtschaftlichen Beratungszentren bei einer "Erkundungsreise" in Ostösterreich.

Chancen nützen Janina Zbierska vom Institut für Ökologie und landwirtschaftlichen Umweltschutz an der Landwirtschaftsuniversität Poznan (Posen) führte bei einem Gespräch mit der Furche ins Treffen, daß man sich in ihrer Heimat mit Hilfe von österreichischem Know-How auf den für das Jahr 2002 geplanten EU-Beitritt vorbereiten wolle und die sich daraus ergebenden Chancen nützen möchte. Österreich biete sich wegen der ähnlichen Struktur - etwa bei den Betriebsgrößen und der vergleichbaren Intensität der Bewirtschaftung - als Partner an.

Viele polnische Landwirte fürchten derzeit die EU-Integration. Doch wird diese, meinte Zbierska, Vorteile und neue Perspektiven bringen, etwa durch die Erweiterung des Binnenmarktes, die Gesetzeslage und die von der EU vergebenen Agrarstützungen.

Bei einer Gesamtfläche von 31 Millionen Hektar wurden 1996 rund 59 Prozent - 19 Millionen Hektar - landwirtschaftlich genutzt. Das Ackerland hatte mit etwa 14 Millionen Hektar den größten Anteil (das entspricht 76 Prozent der bewirtschafteten Fläche - der EU-Durchschnitt beläuft sich auf 56 Prozent). Angebaut werden in erster Linie Getreide (Weizen, Roggen), Kartoffeln, Futtergetreide, Zuckerrüben, Ölsaaten und Hülsenfrüchte.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich auch punkto Umweltbedingungen in Polen einiges verändert. In den 80er Jahren wuchs die Luft- und Wasserverschmutzung durch Industrieabgase und ungereinigte Abwässer stetig an. Ebenso nahm die Verwendung von Düngemitteln und Pestiziden in der Landwirtschaft bis 1988 zu. Auch wenn diese in Polen, so Janina Zbierska, weniger als in Westeuropa eingesetzt wurden.

Der Einsatz von Düngemitteln ging nach 1990 rapide zurück, erreichte 1992 einen Tiefstand und steigt jedoch seitdem wieder an.

Privatisierungen Polen nahm vor dem Fall des eisernen Vorhangs mit einem Anteil von nur 20 Prozent an staatlichen landwirtschaftlichen Großbetrieben gegenüber den anderen osteuropäischen Ländern eine Sonderstellung ein.

Heute zeigt sich eine langsame, aber systematische Strukturveränderung. Die staatlichen Betriebe werden sukzessive privatisiert. Sie sind inzwischen von 18 auf nur sieben Prozent - rund 40 Prozent der ursprünglichen Fläche - gesunken. Die Cooperativen sind völlig verschwunden, dafür ist der Anteil der privaten Betriebe von 71 auf 83 Prozent gestiegen.

Während sich der Anbau von Roggen und Kartoffeln auf beinahe zehn Prozent halbierte, verdoppelte sich jener von Weizen auf 20 Prozent. Bei der Tierzucht (Rinder) ist inzwischen, nach einer aufsteigenden Tendenz bis 1980, wieder der Stand der 50er Jahre erreicht.

Polen, einer der größten Schweinefleischproduzenten Europas, verlor 1997 durch die Krise in Rußland seinen besten Exportmarkt für Schweine, Kartoffeln, Gemüse und Obst.

1997 waren rund 22 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt. Die Situation ändert sich, erklärt Zbierska, jedoch derzeit sehr schnell. Die Agrarexpertin rechnet damit, daß mit dem Beitritt zur EU die Anzahl der Arbeitnehmer in der Landwirtschaft rapid abnehmen wird.

Im vergangenen Jahr hat sich die Umweltsituation in Polen vorteilhaft verändert, meint Zbierska. Grund dafür ist unter anderem die geringere Luft- und Wasserverschmutzung in Westeuropa. Denn, so die Expertin, rund 50 Prozent der Schwefel- und 70 bis 80 Prozent der Stickstoffoxyd-Rückstände in Polen stammen aus den Ländern Westeuropas sowie anderen angrenzenden Staaten.

Fast so gut wie "bio" Noch kaum Nachfrage gibt es derzeit in Polen für biologisch geführte Landwirtschaftsbetriebe. "Das hängt mit der nachhaltigen Landwirtschaft, dem geringen Einsatz von Chemie und ausreichend vorhandener menschlicher Arbeitskraft zusammen. Die daraus resultierenden Produkte seien also so gut wie ,bio'", erklärt Zbierska. Polen hält derzeit mit 249 offiziell registrierten Biobetrieben bei 0,01 Prozent. Diese sind in den Händen zweier Organisationen. Als Ziel gibt Janina Zbierska ein Prozent Steigerung für die nächsten Jahre an.

Zum Vergleich: in Österreich bewirtschaften zehn Prozent der Bauern ihre Betriebe nach biologischen Vorgaben, in der Schweiz sind es knapp fünf, in Italien rund drei und in Deutschland 1,5 Prozent. Was man in Polen allerdings dringender bräuchte, so Zbierska, wären Programme für die nachhaltige Bewirtschaftung von Naturparks und anderen geschützten Zonen, etwa Wasserschutzgebieten.

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