Utopie einer Papstreise

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Nächste Woche kommt der Papst nach Österreich. Wie, fragt sich der besorgte Beobachter, wird er unter respektvollem Jubel erfahren, wo die Probleme der Kirche des Landes liegen? Wird ihm nicht einfach eine genau geplante Aufführung zugemutet? Ist er nicht das Opfer einer gut gemeinten Täuschung, wenn tausende Pilger den Eindruck eines blühenden und problemlosen österreichischen Katholizismus erwecken?

Aus gewöhnlich schlecht informierten vatikanischen Kreisen verlautet, dass bereits an einem Entwurf für zukünftige Papstreisen gearbeitet wird, die unter ganz neuen organisatorischen Herausforderungen zu einer Image-Korrektur führen würden. Der Entwurf sieht in Kürze folgendermaßen aus: Der Papst reist mit kleiner Begleitung, nicht als Staatsoberhaupt, und logiert in einem gepflegten Hotel. Er sagt sich zu einer Bischofskonferenz an, um die wirklichen Probleme einer Kirchenprovinz kennen zu lernen. Er besucht inkognito örtliche Gemeindegottesdienste, in Kenntnis der Tatsache, dass die Messe in einer Pfarrkirche theologisch keine geringere Bedeutung hat als ein Pontifikalamt im Petersdom. Ein Bruchteil des hohen Finanzaufwandes, der heute nötig ist, wird zur geschickten Täuschung der Paparazzi eingesetzt, deren Umtriebe leicht vorauszusehen sind. Das hatten die großen Vorbilder Harun al-Raschid oder der Zar als Zimmermann nicht nötig, weil ihre Gesichter weder in Zeitungen noch im Fernsehen gezeigt worden waren. Der Papst könnte auch - sei es zu Fuß oder altersbedingt per Auto - eine Wallfahrt mitmachen, damit besser verstanden wird, dass seine Besuche tatsächlich "Pilgerfahrten" sind. Dazu braucht es weder ein Papamobil noch den weißen Habit. Auf diese Weise würde allen übel wollenden Unterstellungen der Boden entzogen, die nicht wahrhaben wollen, dass der Papst tatsächlich in der Sukzession des Wanderpredigers aus Nazaret steht.

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