
Utopisch und optimistisch
2020 feiert die Musikwelt vor allem Ludwig van Beethoven. Auch in Wien, wo der Künstler wichtige Jahre verlebte, wird dann einiges geboten – so sind etwa gleich zwei Ausstellungen zu sehen.
2020 feiert die Musikwelt vor allem Ludwig van Beethoven. Auch in Wien, wo der Künstler wichtige Jahre verlebte, wird dann einiges geboten – so sind etwa gleich zwei Ausstellungen zu sehen.
Musikalisch zu feiern gibt es dieses Jahr vieles: den 325. Todestag von Henry Purcell, den 270. Todestag von Johann Sebastian Bach, Schumanns 210., Tschaikowskis 180., Lehárs 150. Geburtstag, die 125. Geburtstage von Paul Hindemith und Carl Orff. Ebenso den 160. Geburtstag von Gustav Mahler, dem zu diesem Anlass Mahler-Feste in Amsterdam und Wien ausgerichtet werden. Überstrahlt wird all dies aber durch die 250. Wiederkehr von Ludwig van Beethovens Geburtstag. Auch wenn jener erst zu Jahresende, am 16. Dezember, zu begehen sein wird, steht das Musikjahr ganz in seinem Zeichen.
„Du fragst, ob sie Beethoven heute verstehen?“, schrieb im Jahr 1900 Gustav Mahler an seine Vertraute, die Wiener Violinpädagogin und Bratschistin Natalie Bauer-Lechner. Seine unmissverständliche Antwort: „Was fällt dir ein! Nur weil sie mit seinen Werken aufgewachsen sind, weil er ‚anerkannt‘ ist, hören, spielen und lieben sie ihn vielleicht, aber nicht, weil sie seinem Fluge zu folgen vermöchten. Die können mit ihren Triefaugen nie in die Sonne schauen.“
Ob wir, denn Mahler blendet in seiner Kritik niemanden aus, schon weiter sind? Wird dieses Beethoven-Jahr dazu beitragen, noch deutlichere Einblicke zu ermöglichen in das Schaffen dieser „ganz ungebändigten Persönlichkeit, die zwar nicht ganz unrecht hat, wenn sie die Welt detestabel findet, aber sie freilich dadurch weder für sich noch für andere genussreicher macht“, wie Goethe Beethoven nach einer Begegnung in Töplitz gegenüber dem einflussreichen Berliner Komponisten und Dirigenten Carl Friedrich Zelter charakterisiert hat?
Die „Neunte“ in der Nationalbibliothek
Die Anstrengungen zum Beethoven-Jahr 2020 sind ambitioniert. Die Wiener Staatsoper spielt demnächst „Leonore“, die Urfassung seiner einzigen Oper „Fidelio“, am Theater an der Wien steht neben einer „Fidelio“-Neuproduktion eine „Egmont“-Uraufführung auf dem Programm. Die Salzburger Festspiele, um ein weiteres Beispiel zu nennen, haben Igor Levit eingeladen, sämtliche Beethoven-Klaviersonaten aufzuführen. Beethoven-Symphonien-Zyklen stehen in aller Welt an der Tagesordnung – auch im Wiener Musikverein mit den Wiener Philharmonikern unter dem diesjährigen Neujahrskonzert-Dirigenten Andris Nelsons.
Apropos Wien: In der Stadt, in der Beethoven seine wesentlichen Jahre verbracht hat, werden gleich zwei Beethoven-Ausstellungen ausgerichtet. Eine organisiert ab 25. März (bis 5. Juli) das Kunsthistorische Museum unter dem Motto „Beethoven bewegt“, eine andere läuft bereits unter dem Titel „Beethoven. Menschenwelt und Götterfunken“ (bis 19. April) im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek. Anhand von Originalbriefen und Manuskripten – wie dem Violinkonzert, der „Frühlingssonate“ oder einem Teil des exklusiv für diese Exhibition von der Staatsbibliothek zu Berlin zur Verfügung gestellten Autografs der neunten Symphonie – sowie exquisiten bildlichen Darstellungen wird versucht, Beethoven im Kontext seiner Zeit darzustellen, seine private Persönlichkeit in all ihrer Vielfalt zu beleuchten.
175 Stunden Beethoven
Auch die Medien haben sich dieses Ereignisses längst angenommen oder werden es im Laufe der kommenden Monate noch tun. „Beethoven. The Complete Edition“ ist der Beitrag der Deutschen Grammophon Gesellschaft. Sie hat dafür allerdings mehr in ihren kostbaren Archiven gestöbert als Neues aufgenommen, um Beethovens Gesamtwerk auf 118 CDs, 3 Blu-Ray Audios und 2 DVDs herauszubringen. Damit werden 175 Stunden mit Beethoven angeboten.
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