Varianten einer Liebesgeschichte

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Auf Intertextualität ist ebenso Verlass wie auf das Unbewusste. Das Wiener Schauspielhaus leitet das neue Jahr mit der Frage ein, welche Kräfte uns leiten und welche Möglichkeiten das Leben bietet. Der 29-jährige britische Autor Nick Payne variiert in seinem Stück "Konstellationen" - auch von seiner persönlichen Trauer um den verstorbenen Vater geleitet - verschiedene Formen von Begegnung, Zufall und Vorbestimmung. Szenisch spielt er Varianten einer Liebesgeschichte durch, indem er Situationen wieder- und wiederholt, allerdings mit kleinen Unterschieden.

Am Beginn steht die erste Begegnung der Quantenphysikerin Marianne mit dem Imker Roland. Auf einem Barbecue kommen die beiden miteinander ins Gespräch, das vorerst vielversprechend verläuft. So scheint es, dann aber wiederholt es sich, und dieselben Worte gewinnen neue Bedeutung. Entscheidend ist hier, was zwischen den Zeilen passiert, all das, was sich hinter den Worten verbirgt.

Ursache und Wirkung

Payne bringt Liebe, Tod und Quantenmechanik zusammen und macht sichtbar, wie es aussehen könnte, wenn viele verschiedene Universen nebeneinander bestehen. Oder schlichter gesagt: welche Zufälle unser Leben bestimmen, wie Tagesverfassung, Umgebung oder eben spezifische Konstellationen unsere Zukunft leiten, ganz im theatralischen Sinne, nämlich in der Annahme von Ursache und Wirkung. Sätze, die zu Beginn fallen, erschließen sich gegen Ende des Stückes im ganzen Ausmaß ihrer Bedeutung, Entscheidungen haben zielsicher ihre Auswirkungen. So zieht Payne die Fäden zu einem facettenreichen Beziehungsnetz, in dem die Liebe, das gemeinsame Leben, Trennungen und der Tod parallel nebeneinander existieren.

Der (ebenfalls) britische Regisseur Ramin Gray hat dieses Kammerspiel für zwei Personen inszeniert und für das Schauspielhaus eingerichtet. Die Bühne ist leer, sieht man von den vielen Scheinwerfern ab, denn Gray etabliert die unterschiedlichen Stimmungen über das Licht. Außerdem organisiert es die Szenenwechsel und schafft Räume. Das Problem dieser "Konstellationen" jedoch ergibt sich aus der ständigen Wiederholung, woraus allzuviel Gleichmäßigkeit und -förmigkeit resultieren. Wenn Thiemo Strutzenberger als Roland das dritte Mal denselben Brief über Arbeitsbienen, Drohnen und Königinnen vorliest, dann ist die Frage, ob Kopien von uns in anderen Existenzen und Universen existieren, schlicht uninteressant, weil wir -das Zuschauer-Original in diesem Augenblick -auf eine überraschende und baldige Wende hoffen. Jetzt und hier, in exakt diesem Universum. Hier hinkt das Stück dramaturgisch, dafür sorgt Nicola Kirsch als Marianne zum Dranbleiben, weil sie aus ihrem darstellerischen Potential immer wieder neue Joker zieht.

Konstellationen Schauspielhaus Wien 21. Jänner, 11., 12., 26., 28. Februar

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