Generationengerechtigkeit
Vor ein paar Tagen habe ich im Fernsehen eine Diskussion verfolgt, in der es um die Frage ging, inwieweit Eltern ihren Kindern erlauben sollten, ohne Aufsicht im Internet zu surfen. Die beteiligten Pädagog(inn)en waren sich einig, dass Kinder ausnahmslos unter Aufsicht der Eltern das Internet benutzen sollten. Ein Mitdiskutant entgegnete, es sei heutzutage, wo es eine Vielfalt an technischen Möglichkeiten gibt, ins Internet zu kommen, unmöglich, 24 Stunden lang den Internetkonsum zu beaufsichtigen.
Auf der anderen Seite nehmen die Pornoindustrie, Gewaltspiele etc. im Internet rapid zu. Diese Situation überfordert viele Eltern. Hier liegt eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung vor. Die Fernseh-, die Musik-, die Unterhaltungsindustrie usw. hinterlassen alle, wenn sie unverantwortlich handeln, Schulden - nicht finanzieller Art, aber solcher, die der Menschheit in ihrer Menschlichkeit schaden. Steigende Gewalt, steigender Alkohol- und Drogenkonsum unter Jugendlichen sind nur einige Beispiele für die Konsequenzen verantwortungslosen Handelns.
Alle Akteure in der Gesellschaft, müssen sich aufrichtig fragen: Für welche Zukunft wollen wir für unsere Kinder und die nächsten Generationen sorgen? Wollen wir weiterhin egoistisch leben, nur an unseren Komfort heute denken, an die Profitmaximierung unserer Industrien, koste es was es wolle?! Unsere nachkommenden Generationen werden es sich nicht aussuchen können, ob sie die Konsequenzen unserer Unverantwortlichkeit (unserer materiellen und geistigen Schulden) übernehmen oder nicht, sie werden sich damit einfach konfrontiert sehen. Religiöse Erziehung kann hier einen Beitrag leisten, indem sie Menschen an ihre Verantwortlichkeit und an Werte jenseits von Profitmaximierung erinnert, sodass wir Verantwortlichkeit vererben.
Der Autor ist Prof. f. Islam. Religionspädagogik an der Uni Münster
