Vergessene Basics der Bußpastoral

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Thema: Missbrauchsaffären

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Thema: Missbrauchsaffären

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Vielleicht ist ja jetzt, da die mediale Aufregung etwas abzuklingen beginnt, der rechte Zeitpunkt, Sie, liebe Diskussionspartnerin, lieber Diskussionspartner zu fragen: Was ist da abgelaufen in der katholischen Kirche Deutschlands und Österreichs?

Als katholischer Theologe, der ein paar Jahre in der Kirchengeschichte gearbeitet hat, kann einen eigentlich erst einmal nicht mehr viel überraschen. Vielleicht am ehesten, wie lange es dann doch trotz aller Lizenz zur religiösen Selbstbestimmung gedauert hat, bis die dunkle Decke klerikaler Macht abgestreift wurde und die Wahrheit ans Licht kam.

Auch die innerkatholischen Reaktionen waren einigermaßen vorhersehbar: von Kardinal Sodanos kultverdächtigen Worten „Geschwätz der Tage“, dieser „Solidaritätserklärung“ voller kurialer Raffinesse, bis zu Hans Küngs Widerstandsaufruf an die Bischöfe voller deutsch-schweizerisch Redlichkeit. Auch wo ungefähr die Linie verläuft zwischen jenen, die echte Reue und Einsicht zeigen und jenen, die im ekklesialen Unschulds- und Erhabenheitswahn die anderen beschuldigen, war vorher abzusehen.

Dass freilich Basics der katholischen Bußpastoral bis in die höchsten Ränge nicht mehr bekannt sind, hat mich schon einigermaßen überrascht. Oder lernte man nicht im Beichtunterricht, dass die Sünde der anderen keine Entschuldigung für die eigene ist? Es also keine Gleichheit im Unrecht gibt? Nicht wirklich erwartet hatte ich freilich auch, dass man in Teilen von Österreichs kirchlicher Hierarchie zwar vorsichtig, aber eben doch zur Einsicht zu gelangen scheint, dass es nicht einfach so weitergeht wie bisher.

Wenn sich Neues ereignet, haben die Reaktionen analytische Qualität. Was haben Sie gesehen und bemerkt? Und was wurde übersehen?

* Der Autor ist Pastoraltheologe an der Kath.-Theol. Fakultät Graz

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