Vergessene Frauen
Céline Sciamma hat mit „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ ein historisches Liebesdrama gedreht, für das sie heuer in Cannes den Drehbuchpreis bekam.
Céline Sciamma hat mit „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ ein historisches Liebesdrama gedreht, für das sie heuer in Cannes den Drehbuchpreis bekam.
Céline Sciammas „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ erzählt von einer Leidenschaft zwischen zwei Frauen: Die Malerin Marianne (Noémie Merlant) wird 1770 von einer verwitweten Landadligen (Valeria Golino) an der bretonischen Küs te mit einem Porträt ihrer Tochter Héloïse (Adèle Haenel) beauftragt, das einem potenziellen Lebenspartner sozusagen als „Bewerbungsfoto“ dienen soll. Stattdessen nähern sich allerdings die Frauen einander an.
DIE FURCHE: Die Wahrnehmung von Menschen steht stets im Zentrum Ihrer Arbeiten. Wieso interessiert Sie das so?
Céline Sciamma: Das Kino an sich ist mehr Schein als Sein. Und die Menschen, die andere beobachten, stehen immer im Mittelpunkt meiner Filme, zugleich schauen wir als Publikum auf diese Menschen, wie sie andere beobachten: Ein Ringelspiel der Blicke, könnte man sagen, ein Reigen. Dabei lege ich Wert darauf, dass jeder Film einen ganz selbstständigen, neuen Blick auf die Figuren und die Handlung entwickelt. Das wirkt vielleicht experimentell, aber ich sehe es mehr als eine individuelle Stimme für jedes Projekt.
DIE FURCHE: In Cannes, wo Sie heuer den Drehbuchpreis bekamen, hatte man Sie für den Film mit Lob überhäuft. Schmeichelt Ihnen das?
Sciamma: Selbstverständlich! Es ist der weltweit wichtigste Platz für das Kino. Beim Festival in Cannes tut man zwei Wochen lang so, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt als das Kino. Und in diesem Kontext freut es mich sehr, wenn mein Film gut aufgenommen wird.