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Ob ich Hubschrauber toll finde? Keine Ahnung. Wenn ich einen Hubschrauber höre, vermute ich Polizisten auf Verbrecherjagd, Schwerverletzte auf dem Weg ins Spital, der Terminkalender eines gehetzten Politikers fällt mir ein. Oder in den Bergen, da denke ich an Herzinfarkt am Klettersteig, an eine abgestürzte Kuh, die geborgen werden muss, oder an die Hüttenwirtin, die ihre Lebensmittel aus der Luft bekommt. Da finde ich es toll, dass jemand den Hubschrauber erfunden hat, dass der Kaiserschmarrn nach frischen Eiern schmeckt und da freut sich auch unser täglich Müll, dass er ins Tal geflogen wird und nicht auf 3152 Meter über dem Meer blöd herumliegen muss.

In Salzburg haben sie jetzt aus Anlass des 250. Mozart-Geburtstages einen Hubschrauber auf den Kopf gestellt. Ein Kunstwerk, soviel ist klar. Man hat ihm die Gewalt über die Materie entzogen: er hebt nicht ab, fliegt nicht, leistet nichts, verweigert sich still und dabei radikal dem ihm bestimmten Reglement. Die italienische Künstlerin Paola Pivi hat vor einigen Jahren schon mal ein Flugzeug umgedreht und einen Lastwagen umgestürzt. Diesmal also ein Hubschrauber. Ziemlich toll.

Die Aufregung ist groß und die Umdreh-Künstlerin zufrieden. Wieder einmal wollen uns die Konfrontations-Spezialisten in Feinde oder Freunde der Kunst einteilen. Aber zeitgenössische Kunst ist nicht deswegen bemerkenswert, weil sie Menschen entzweit. Das reicht nicht aus. Sie sollte den Dialog anregen, über das, was richtig oder verkehrt ist, ihn nicht banalisieren. Da wäre es doch klüger gewesen, jeder Salzburger Zivildiener bekommt täglich ein Mozartschinken-Semmerl. Das wäre ein sozialeres Kunstprojekt fürs Mozart-Jahr gewesen. Und billiger obendrein.

Der Autor arbeitet am Kulturforum der Österreichischen Botschaft in Berlin.

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