Verkosten ist Schwerarbeit

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Verhält es sich mit Österreichs Weinen wie mit bestimmten Antiquitäten, die selten und wertvoll sind, die man aber auch zu erstaunlich günstigen Preisen findet? Fragt sich nur, ob sie echt sind. Also schwört einfach jeder auf den einzigen ehrlichen Antiquitätenhändler weit und breit: Seinen. Im Osten Österreichs hat jeder Weinfreund den besten Weinlieferanten weit und breit. Bei dem wird dann jahraus, jahrein eingekauft. Das eine wie das andere ist einfach eine Sache des Entschlusses. Sich durch das Angebot der österreichischen Winzer durchkosten zu wollen, wäre hoffnungslos. Also muss man sich auf jemanden verlassen.

Zum Glück all jener, die es sich nicht so einfach machen wollen, gibt es die Weinbücher. Jüngst erschienen: "Mittel- und Südburgenland - Wegweiser durch Österreichs Weinlandschaft", Band 9 des Österreichischen Weinreiseführers im Österreichischen Agrarverlag. Ein sympathisches, anregendes Büchlein, das außerdem Hinweise auf das Preisniveau jedes vorgestellten Betriebes enthält. Dafür fehlen hier freilich Bewertungen. Beim unlängst an dieser Stelle vorgestellten Buch "Die tausend besten Weine 2000" war es umgekehrt: Da erfuhr man, wie die Weine schmecken, dafür hieß es bei den Preisen "schmeck's". Aber man kommt ja auch auf Bildungsreisen nicht mit einem einzigen Führer aus. Warum soll es bei Wein-Einkaufstouren anders sein.

Die Buchpräsentation des Agrarverlages war übrigens mit einer anregenden Weinverkostung verbunden. Einige Weine haben mir gut geschmeckt, ganz wenige sehr gut. Ich frage mich nur, wie es die fortgeschrittenen Weinfreunde schaffen, nach 20 verschiedenen Blaufränkischen (das Mittelburgenland heißt ja mit gutem Grund Blaufränkischland) und Cuvees noch genug Nuancen für ein gerechtes Urteil herauszuschmecken. Ich bekenne mich schon nach dem zehnten schachmatt. Nicht, dass ich besoffen wäre. Jeder nimmt bei solch verantwortungsvoller Tätigkeit nur kleine Schlückchen. Nicht das Hirn wird benebelt, sondern der Gaumen stumpft ab. Der Ausweg, siehe oben: Irgendwann ist man bei einem Lieferanten hängengeblieben, dem bleibt man vorerst treu. Natürlich probiert man Weine aus. Doch spätestens beim fünften Wein eines solchen Nachmittags hört man besser mit dem Bewerten auf und ergibt sich ganz einem von ihnen.

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