Verstimmte Zauberflöte

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Missglückte Festwochenpremiere im Theater an der Wien.

Die "Zauberflöte" im Jahre von Wolfgang Amadé Mozarts 250. Geburtstag am Theater an der Wien; an jenem Traditionshaus also, das "Zauberflöten"-Librettist Emanuel Schikaneder nicht zuletzt aufgrund des Erfolges der gemeinsam verfassten Oper erbauen lassen konnte: das ist schon etwas ganz Besonderes. Besser gesagt: das sollte etwas ganz Besonderes sein.

Ist es aber nicht, leider. Denn diese Produktion der Wiener Festwochen (eine Koproduktion mit dem Festival d'Aix-en-Provence, dem Theater an der Wien, dem Wiener Mozartjahr 2006 und dem Grand Théâtre de Luxembourg), die letzten Samstag Premiere hatte, verströmt von Anfang bis Ende nichts außer gähnender Langeweile. Das liegt nicht nur an der zähen, unterkühlten, uninspirierten Inszenierung, die auch auf das Orchester abfärbte, sondern auch an der katastrophalen Auswahl der Sänger.

Fehlbesetzungen

Man hätte Stars engagieren können, man hätte junge, viel versprechende Sänger aus dem Hut zaubern können, aber man begnügt sich mit solidem Mittelmaß. Helena Juntunen, wiewohl als krank entschuldigt, hinterlässt als Pamina den stimmlich bleibendsten Eindruck. Über Günther Groissböck (Sarastro) lässt sich seriöserweise nichts sagen, auch er trat krank an, um die Premiere zu retten. Pavol Breslik - er sprang als Tamino für den ebenfalls erkrankten Christoph Strehl ein - gefällt zwar, ist aber alles andere als ein Mozart-Tenor. Eine Fehlbesetzung ist auch die viel zu dunkle L'ubica Vargicová als Königin der Nacht, die die Spitzentöne ihrer koloraturgespickten Arien beherzt in Angriff nimmt. Ein besonderer Fall ist Adrian Eröd als Papageno: Mit unglaublichem komödiantischen Talent und einer schönen Stimme gesegnet, gelingt es ihm nicht, seinem Gesang den für eine tragende Rolle notwendigen Charakter zu verleihen.

Offenbar wollte man bewusst keine opulente Inszenierung. So spielt die Oper in einer mit Graffiti verzierten Betonwüste beziehungsweise in einer Art Messehalle, an deren Wände Bilder projiziert werden (Regie, Bühne und Licht: Krystian Lupa). Immer wieder tauchen unmotiviert Menschen in Straßenkleidung auf (es ist der von Erwin Ortner geleitete Arnold Schoenberg Chor, der stimmlich überzeugendste Protagonist).

Die Feuer-und Wasserprobe findet nicht statt, denn der Regisseur glaubt nicht an das Phänomen der Einweihung. Zauber gibt es erst in den letzten paar Minuten, aber wenn zweieinhalb Stunden nur Tristesse und Kälte geherrscht haben, dann lässt sich mit einem goldenen Bäumchen und warmem Licht leicht ein bisschen zaubern.

All das scheint auch auf das Mahler Chamber Orchestra unter Daniel Harding abzufärben, das Mozarts herrliche Musik zum Teil unerträglich in die Länge zieht und auf Kühlschranktemperatur absenkt.

Ein richtiger Flop

Es ist vor allem die Zähigkeit in Musik und Inszenierung, die diese Produktion zur Qual macht. Auch die gesprochenen Dialoge werden, von trostlosen Geräuschen begleitet, endlos in die Länge gezogen. Wenn all das irgendeinen Sinn hätte, könnte man es bei dieser sehr oft gespielten Oper ja wohlwollend nickend zur Kenntnis nehmen, aber er gibt hier keine neue Lesart, keine unerwartete Einsicht, einfach nichts. Ein richtiger Flop.

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