Vertrauen in Rechtshüter

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In Salzburg wird ein Achtjähriger zum Spielball im "Rosenkrieg": Das Gericht spricht ihn seiner schwedischen Mutter zu. Der Bub wehrt sich schreiend gegen die gewaltsame Trennung vom Vater und vom älteren Bruder, die Durchsetzung des richterlichen Entscheides ist aber nicht zu verhindern. Auch wenn der Fall vielschichtiger sein dürfte, als ihn die Medien darstellen: Der "Fall Christian" fördert nicht gerade das Vertrauen der Öffentlichkeit zu den Rechtshütern.

In Deutschland verabredet sich ein Mann mit Lust an Kannibalismus via Internet mit einem willigen Opfer, das er zerstückelt und verspeist: Das Gericht verhängt in diesem Fall - der eine solche Tabuverletzung darstellt, dass er im Gesetzbuch gar nicht vorgesehen ist - eine Freiheitsstrafe von acht Jahren. Was die einen, vielleicht schon durch Horrorfilme abgestumpft, nur mit Achselzucken zur Kenntnis nehmen, löst bei vielen Entsetzen und Befremden über das Rechtswesen aus.

In England tut der altehrwürdige Höchstrichter Hutton der Regierung Blair den Gefallen, sie gegen die Berichterstattung der BBC in Sachen Irakkrieg zu verteidigen. Bei der BBC nehmen führende Köpfe, obwohl sie persönlich gar nichts mit den Berichten zu tun haben, ihre Gesamtverantwortung wahr und treten zurück. Dabei wird Lord Huttons Position von großen Teilen der britischen Öffentlichkeit keineswegs geteilt.

Bis in Österreich jemand zurücktritt, dauert es erfahrungsgemäß länger. Und ob sich in der gegenwärtigen "causa prima" um den Finanzminister eine kompetente Instanz findet, die offen ausspricht, was sich die Mehrheit längst über Karl Heinz Grasser denkt, ist fraglich. Dass man Journalisten und Politikern nur wenig glaubt, ist nicht neu. Momentan sind aber auch Richter und Rechtshüter dabei, ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren.

Der Autor ist freier Publizist in Wien.

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