Viel mehr als ein Sportbuch

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Alois Stadlober und das österreichische Skilanglaufwunder.

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Alois Stadlober und das österreichische Skilanglaufwunder.

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In einem Land, dessen Sportbegeisterte sich vorwiegend auf Fußball und alpinen Skilauf konzentrieren, haben es die nordischen Skiathleten schwer. Doch 1999 bei der Weltmeisterschaft in Ramsau am Dachstein machten sie Schlagzeilen: Die Herren-Langlauf-Staffel holte nach einem packenden Rennen Gold vor den Norwegern. Die erhoffte Sensation, für die im klassischen Stil die beiden "Alten" im Team, Markus Gandler und Alois Stadlober, den Grundstein gelegt hatten, die der eingebürgerte Michail Botwinow durch einen Sturz noch gefährdet hatte, die machte im mitreißenden Skating-Sprint gegen den Norweger Thomas Alsgaard Christian Hoffmann perfekt: WM-Titel für Österreich.

Was hinter diesem Erfolg steht, weist, wie das neue Buch "Langer Atem" zeigt, weit über sportliche Kategorien hinaus. Talent, Training, Material sind natürlich nötig, aber hinzu muß das kommen, was der norwegische Loipenkönig Björn Daehlie im Vorwort zum Buch anführt: "Zielstrebigkeit, Erfolgsdenken, eiserner Wille, langer Atem."

Nicht nur wegen seiner sportlichen Erfolge, sondern weil er diese Eigenschaften in hohem Maß unter Beweis gestellt hat, ist Alois Stadlober, der das Buch mit dem Sportjournalisten Egon Theiner verfaßt hat, ein Sportler, der sich nicht nur zum kurzfristigen Idol, sondern zum echten Vorbild eignet. "Luigi" Stadlober, 1962 in Judenburg geboren, 1980 Maturant am Abteigymnasium in Seckau, hat sich das Lebensmotto "Mit einem Ziel vor Augen und einer positiven Einstellung durch das Leben gehen" gewählt. Aus seinem christlichen Glauben macht er kein Hehl. Neben dem Spitzensport schaffte er es, mit der Slalom-Weltcupsiegerin Roswitha Steiner eine Familie zu gründen und 1993 sein Jus-Studium abzuschließen.

Jahrelang war Stadlober allein das Aushängeschild des Skilanglaufes in Österreich, aber die ersten Medaillen holten bei den Olympischen Spielen 1998 in Nagano, nach denen Stadlober seine Karriere beenden wollte, andere: Gandler und Hoffmann.

Auf dem Heimflug von Japan erwachte in Luigi neuer Ehrgeiz: "Hoch über den Wolken Rußlands sagte ich mir: Du hast es nicht verdient, so stillschweigend und bedeutungslos aufzuhören. Du bist besser, als du hier in Nagano gezeigt hast." Minutiöse Vorbereitung brachte schließlich dem oft vom Pech verfolgten Stadlober 1999 bei der Heim-WM in Ramsau eine Einzel-Silbermedaille, mit der Staffel Gold und weitere hervorragende Plätze.

Das Buch, das nicht nur um Stadlober kreist, läßt diese Erfolge wieder lebendig werden, aber auch viele andere Begebenheiten um bisherige österreichische Loipenhelden, etwa den Sieg des späteren Trainers Walter Mayer beim berühmten Wasalauf in Schweden im Jahr 1980. In der Fülle von Informationen über den Skilanglauf, sicher nicht nur eine der schönsten, sondern auch der "gesündesten" Sportarten, verdichtet sich der Eindruck, daß in dieser Disziplin trotz aller Rivalität Fairneß und Kameradschaft noch deutlich mehr zählen als in anderen Sportarten.

Bei aller Vorsicht mit euphorischen Empfehlungen, in diesem Fall ist eine solche angebracht: "Langer Atem" ist ein ideales Weihnachtsgeschenk für sportbegeisterte Jugendliche.

Langer Atem. Das österreichische Langlaufwunder. Von Alois Stadlober und Egon Theiner. Verlag Styria, Graz-Wien-Köln 1999. 240 Seiten, zahlreiche Abbildungen, öS 298,- /e 21,66,

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