Windenergie - © Foto: iStock / Marcus Millo

Viel Wind um die Windkraft

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Keine ungeteilte Freude über die wachsende Zahl von Windkraftwerken. Anrainer, Ästheten und Vogelschützer formieren sich zum Widerstand gegen die Errichtung neuer Anlagen.

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Keine ungeteilte Freude über die wachsende Zahl von Windkraftwerken. Anrainer, Ästheten und Vogelschützer formieren sich zum Widerstand gegen die Errichtung neuer Anlagen.

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Windräder so weit das Auge reicht. An die 200 werden es wohl bereits sein, schätzt Martin Kerbel, wenn er bei klarem Wetter von seinem Haus am Fuß des Hundsheimer Berges in Richtung Neusiedler See blickt. Ein wenig wehmütig denkt er daran, wie sehr die Stahltürme mit ihren dreiflügeligen Rotoren in nur wenigen Jahren das Landschaftsbild beeinträchtigt haben - er, der doch stets die Nutzung alternativer Energiequellen befürwortet hat.

Tatsächlich scheint der Bau von Windkraftwerken Umweltbewusste in zwei Lager zu spalten: In das eine, das in der Stromgewinnung aus Wind einen Ausweg aus Klimawandel und Abhängigkeit von Atomstromimporten sieht, und in das andere, das die tödliche Gefahr für seltene Vogelarten und die mögliche Zerstörung wertvoller Lebensräume durch Windräder erkennt.

Klima- kontra Vogelschutz

"Alle großen Umweltschutzorganisationen wie etwa "Greenpeace", WWF und "Global 2000" meinen: Wenn wir nicht das Klima schützen, brauchen wir auch bald keine Vögel mehr zu schützen", sagt Friedrich Metzker vom Verein Energiepark Bruck an der Leitha. Aus Überzeugung engagiert sich der hauptberufliche Biobauer für die Windkraft. "Es wäre doch unvernünftig, keine Windräder aufzustellen, denn sie sind sauber, vollständig recycelbar und wirtschaftlich."

Eine Windkraftanlage werde ohne staatliche Zuschüsse errichtet und nur über einen geringen sozialen Tarif gefördert. "Jeder Stromverbraucher zahlt 7,8 Cent pro Kilowattstunde. Das heißt, ein durchschnittlicher Haushalt gibt pro Jahr nicht mehr für Ökostrom aus als für ein Gulasch und ein Seidel Bier."

Konkrete Einwände gegen geplante Projekte kommen nach Metzkers Erfahrung meistens von unmittelbaren Anrainern, die die Windkraftanlage als störend empfinden. "Es gibt keine Probleme, wenn man ökologisch sensible Gebiete als Standorte ausschließt - und darauf ist man in Österreich ja sehr bedacht."

Räder zu nah am Bürger

Eine Sichtweise, die Hedwig Meyer, Sprecherin der Bürgerinitiative gegen den Windpark Götzendorf/ Pischelsdorf, nicht teilen kann. Ihrer Meinung nach haben die Projektbetreiber in der Standortfrage wenig Sensibilität bewiesen. "Im März dieses Jahres hat der niederösterreichische Landtag eine Gesetzesnovelle zur Raumordnung verabschiedet. Sie schreibt vor, dass für den Bau von Windkraftwerken Mindestabstände von 1.200 Metern zur eigenen Gemeinde sowie 2.000 Meter zur Nachbargemeinde eingehalten werden müssen. Beim Windkraftwerk Pischelsdorf werden beide Grenzen unterschritten."

Meyer, die den Ausdruck "Windpark" für verharmlosend hält und ablehnt, weist auf den drohenden Schattenwurf der künftig auf 160 Meter Höhe kreisenden Rotorblätter hin. Zudem werde die Lärmbelastung das ortsübliche Ausmaß übersteigen, und Infraschall (tiefer Schall, der für das menschliche Ohr nicht mehr hörbar ist) könnte Schlafstörungen, Spannungskopfschmerzen und Angstzustände auslösen.

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