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Elias Bierdel vor der Europafahne, umrahmt von den europäischen Sternen, den Ute-Bock-Preis für Zivilcourage, verliehen von SOS Mitmensch, in Händen – es gibt keinen passenderen Ort für diese Preisverleihung als das vor Kurzem eröffnete „Haus der Europäischen Union“ in Wien, sagte Laudatorin Corinna Milborn. Denn Elias Bierdel legt seinen Finger auf die offene Wunde, die das Menschenrechtsdesaster an den europäischen Grenzen für Europa und sein Selbstverständnis bedeutet. Dass er ausgerechnet in einem offiziellen EU-Gebäude diesen Preis entgegennehmen durfte, freut Bierdel deswegen umso mehr – und nicht nur ihn: Gratulation und Dank an die Vertretung des Europäischen Parlaments in Österreich für dieses Zeichen!

Milborn lobte in ihrer Ansprache vor allem einen Charakterzug Bierdels: „Dass er nicht den Kopf eingezogen, nicht zurückgezogen hat – obwohl er es sich damit hätte leichter machen können.“ Im Gegenteil: Mit der Gründung des Vereins „borderline-europe, Menschenrechte ohne Grenzen“ ( www.borderline-europe.de) hat er einen Wachhund geschaffen, der weiter Signal gibt, weiter bellt, weiter anzeigt, dass das Sterben von Flüchtlingen und Migranten bei ihrer Fahrt über das Mittelmeer weitergeht.

So wie die Verfolgung und Verurteilung der Lebensretter. Die Freude über den Freispruch für Bierdel und den Cap-Anamur-Kapitän Stefan Schmidt (ob die italienische Staatsanwaltschaft in Berufung geht, ist noch nicht entschieden) wird getrübt durch die fast zeitgleiche Verurteilung von sieben tunesischen Fischern, die 44 Menschen aus Seenot gerettet hatten. Im November 2009 sprach das Gericht von Agrigento die Fischer von der Anklage der Schlepperei frei, verurteilte jedoch die beiden Kapitäne zu zweieinhalb Jahren Haft wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt.

Corinna Milborn bedankte sich bei Elias Bierdel, dass er vorgezeigt hat, was zu tun ist, dass man auch manchmal „Verbotenes tun muss, um das Richtige zu tun!“ Und statt der Europahymne schloss die Laudatorin mit einem anderen Refrain: „Wir brauchen viele, viele Ute Bocks, viele, viele Elias Bierdels.“ (wm)

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