Bisschen reformiert
Ich weiß, dass sich bei einem Konzil Papst und Kardinäle treffen. Aber vom II. Vatikanischen Konzil weiß ich nichts. Dass die Messe vorher auf Latein gewesen sein soll, kann ich mir kaum vorstellen. Die Leute haben ja gar nichts verstanden! Sonst aber hat sich die Kirche schon ein bisschen reformiert. Es gibt keine Hexenverbrennungen mehr. Aber heute hat die Kirche auch nicht mehr soviel Einfluss. Da muss sie sich was einfallen lassen, um Interesse zu wecken!
Cornelia Grone (* 1984)
Schülerin
Armer nächster Papst!
Ich bin erst nach dem Konzil aktives Mitglied der Kirche geworden. Davor haben mir die enge Verquickung von Kirche und Politik und diese süßlich-kitschige Religiosität überhaupt nicht gefallen! Das Konzil war da ein höchst notwendiger Einschnitt. Heute arbeiten die Laien so mit wie noch nie. Auch der Dialog zwischen Religion und Naturwissenschaften ist in Gang gekommen. Allerdings gibt es heute wieder so viele Fragen, die angepackt gehören: Der Zölibat, die Frauenordination, die Liturgie ...
Der arme nächste Papst, der in unserer schnelllebingen Zeit allen gerecht werden soll, tut mir jetzt schon Leid. Trotzdem bin ich der Meinung: Wir brauchen ein drittes Vatikanum!
Dorothea Bacsila (* 1917)
Pensionistin
Überragendes Ereignis
Für mich persönlich - ich bin 1956 zum Priester geweiht worden - war das II. Vatikanum das überragende kirchliche Ereignis meines Lebens. Aber auch für die Glaubensgeschichte insgesamt war es der Anbruch einer neuen Ära mit einer neuen Spiritualität und einer neuen Sicht von Mensch, Welt und Gott. Vom II. Vatikanum ist ungeheuer viel geblieben: Noch nie gab es so viele engagierte Katholiken wie heute!
Augenblicklich befinden wir uns allerdings in der Phase einer eher traditionalistischen Gegenbewegung. Wie lang diese Welle dauert, weiß ich nicht. Ich glaube, dass ein weiteres Konzil kommen wird. Es sollte sich mit der Kollegialität der Bischöfe, der Amtstheologie und der Ökumene befassen. Das II. Vatikanum ist ergänzungsbedürftig.
Hartwin Schmidtmayr (* 1929)
Priester, em. Religionspädagogik-Prof.
Noch immer im Alten
Das einzige, was ich aus dem Religionsunterricht vom II. Vatikanum weiß, ist, dass sie damals die Muttersprache in der Messe eingeführt haben. Sonst weiß ich leider nichts. Von Reformen in der Kirche habe ich nichts bemerkt. Mir fällt auf, dass in den Messen immer wieder dasselbe kommt. Ich meine, die Kirche steckt noch immer in alten Traditionen!
Philipp Graf (* 1985)
Schüler
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