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Erfolgreiche Premiere von Kienzls "Evangelimann".

Die Tenorszene "Selig sind, die Verfolgung leiden" und die Altarie "O schöne Jugendtage" galten lange als Wunschkonzert-Paradenummern, die Oper aus der sie stammen, kennt man dagegen kaum: "Der Evangelimann" von Wilhelm Kienzl, eine spätromantische "Volksoper" im besten Sinne des Wortes. Das Libretto vom Komponisten beruht auf wahren Begebenheiten und dreht sich um die Geschichte zweier in die gleiche Frau verliebter Brüder. Aus Rache begeht der eine Brandstiftung und bezichtigt den anderen des Verbrechens, der daraufhin eine lange Kerkerstrafe verbüßen muss. Nach Jahrzehnten kommt es zu einer letzten Begegnung der Brüder.

Eine Geschichte voller Gefühle, die auch heute noch Wirkung erzielen kann, wie die Neuproduktion an der Volksoper Wien - ein adäquates Stück für dieses Haus - beweist. Regisseur Josef Ernst Köpplinger, designierter Intendant des Klagenfurter Stadttheaters, hat zwar mit szenischem Beiwerk etwas zu üppig "ausgestattet", erzählt die Handlung sonst aber mit Stil, Geschmack, Sinn für Details und guter Personenführung - und konnte dabei auf starke Charaktere bauen: Janina Baechle als intensive, ihren "Ohrwurm" mit bewegender Schlichtheit vortragende Magdalena, Wolfgang Koch als mit guter Diktion und markantem Stimmeinsatz überzeugender Johannes und Walter Fink als Justiziär. Wenn es in wichtigen Szenen doch an Emphase mangelte, so lag dies an Alexandra Reinprecht als Martha und Jürgen Müller als Mathias (Bild), die Leidenschaft im Spiel, mehr aber noch lyrische Stimm-Qualitäten vermissen ließen (in der Dramatik des zweiten Teils überzeugte der Tenor weit mehr), aber auch am Orchester unter Alfred Eschwé, das die Musik mehr tadellos umsetzte als sinnlich auskostete.

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