Vom Ahnenkult zu Ho Chi Minh

Werbung
Werbung
Werbung

Die Vietnam-Ausstellung in Leoben zeigt die alte Kultur des Landes, den Krieg und das Leben der Gegenwart.

Vietnam ist heute fast nur noch als Schauplatz eines schrecklichen Kriegens bekannt, und man vergisst, dass es auch das Land einer alten, reichen Kultur ist. Nun zeigt das Kunsthaus Leoben Kunstschätze aus 2500 Jahren. Sie kommen aus Museen in Vietnam und Europa, manche werden auch Vietnam nie mehr verlassen. Da steht eine ornamentierte Trommel aus der Bronzezeit, nur der König durfte sie schlagen, um die Götter anzurufen. Grabbeigaben und Plastiken berichten vom reichen religiösen Leben, in dem sich Buddhismus, Hinduismus und Taoismus trafen. Ein besonders ausdrucksstarkes Objekt ist die Bronzestatue der Göttin Tara, die dem Gläubigen den Weg zur Befreiung aus der Wiedergeburt zeigt. Eine Stele aus dem 12. Jahrhundert berichtet von den Heldentaten eines Generals: Die vietnamesischen Wörter sind mit japanischen Schriftzeichen in den Stein gegraben.

Vom 15. bis zum 18. Jahrhundert spielte der Seehandel eine wichtige Rolle, Porzellan wurde aus China importiert, in Vietnam dekoriert und über das Meer exportiert. 1998 wurde vor einer vietnamesischen Insel ein gesunkenes Schiff geborgen, beladen mit 250.000 Objekten aus glasierter Keramik. Sie erzählen dem Museumsbesucher vom verfeinerten Geschmack einer alten Kultur.

Aus einem Dorf kommt die originale Einrichtung eines Raumes, der gleichzeitig Küche und Wohnzimmer war. Er wurde in der Ausstellung aufgebaut, wie er in Vietnam der Bauernfamilie diente, sogar mit originalen Schmutz- und Rußresten. Gleich daneben ist ein "Wasserpuppentheater" zu sehen: Holzpuppen wurden mit langen Stangen über die Wasseroberfläche bewegt, allerdings lagen die Stangen unter dem Wasserspiegel und blieben unsichtbar. Erzählt wurden religiöse Geschichten und Ereignisse aus dem Dorfleben, die Puppenspieler aber waren darauf vereidigt, ihre Kunst in keinem anderen Dorf zu zeigen.

Prachtvolle Bilder auf Papier erzählen von der Geschichte des Landes, und sogar das wichtigste Epos der vietnamesischen Sprache, ein Hohelied auf Liebe und Treue, ist auf Papier geschrieben. Ein Objekt allerdings ist nicht original, sondern nachgebildet: das Kleid eines Mediums. Wenn eine solche Frau von einer Gottheit ergriffen wird, ist das Kleid heilig und darf nur an das nächste Medium weitergegeben werden.

Die Ausstellung behandelt auch den Vietnamkrieg und den Weg der Kommunisten an die Macht: Da steht ein Fahrrad, mit dem Reis und Munition befördert wurde, und als Prunkstück wird eine Pistole gezeigt, die Ho Chi Minh gehörte. Man erfährt auch von den zwei Auswanderungswellen, einmal als der Krieg begann, und das andere Mal, als durch das Genfer Abkommen das bis dahin zweigeteilte Land eine Volksrepublik wurde. Noch vieles ist zu sehen: Hausaltäre für die Ahnen der Familie, kunstvolle Flechtarbeiten, Prunkkleider des kaiserlichen Hofes, aber auch Bekleidung von heute, in der sich die Sehnsucht nach westlicher Lebensart zeigt.

Faszination Vietnam

Götter, Helden, Ahnen

Kunsthalle Leoben,

Kirchgasse 6, 8700 Leoben

Tel 03842/4062/408

www.leoben.at

Bis 1. November täglich 9-18 Uhr

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung