Vom Burgenland bis nach Jerusalem

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Religiöse Sachbuchtipps zur Sommelektüre - Reise- und Kulturführer fürs Innen und Außen sowie Widerständiges rund um die Kirchenthemen.

Entdeckungsreisen lautet der Untertitel des von Christof Habres und Elisabeth Reis verfassten Bandes "Jüdisches Burgenland“. Und in der Tat gibt es in Bezug aufs Judentum im östlichsten und jüngsten Bundesland Österreichs einiges zu entdecken. Jedenfalls sind seine Spuren bis heute sichtbarer als in anderen Regionen des Landes: Zwei jüdische Friedhöfe in Eisenstadt. Die Synagoge von Kobersdorf (Bild rechts) oder das erste jüdische Museum im Nachkriegsösterreich, das bis heute im Eisenstädter Wertheimerhaus, benannt nach dem Rabbiner und Geschäftsmann Samson Wertheimer, untergebracht ist.

Vor dem Österreichischen Jüdischen Museum findet sich heute noch jene Stahlkette, mit der am Schabbat die Gemeinde Unterberg, das jüdische Stadtviertel von Eisenstadt, abgesperrt wurde. Von den jüdischen Bewohnern, die vor 1938 im heutigen Burgenland lebten, ist kaum jemand zurückgekehrt. Den Spuren des Judentums heute nachzugehen, gehört zu den Aufgaben historischer Wachheit. Das kleine Buch leistet dabei wertvolle Erinnerungshilfe.

Reisefüher für die Seele

Kein historisches Buch, mehr einen Reiseführer für die Seele stellt der Band "Steh auf, nimm dein Bett und geh nach Hause“ dar, den der Grazer katholische Neutestamentler Peter Trummer verfasst hat. "Wie Jesus heilte und heilt“: So versucht der Autor, die biblischen Heilungs- und Wunderberichte heutig zu machen. Trummer gesteht, dass er nicht zuletzt in einer schweren Lebenskrise begann, nicht für ein akademisches Publikum, sondern für Menschen wie du und ich zu beschreiben, was er von Jesus heilbringender Botschaft zu verstehen glaubt. Dass er das Buch in einem Kaffeehaus, sozusagen mitten unter den Leuten verfasst hat, mag seinem Anliegen, wie die Lektüre zeigt, durchaus förderlich gewesen sein. Trummer versucht auch, das Heilende in Abgrenzung zu einem "mechanistischen Weltbild“ in dem er die kirchlich-dogmatische Verkündigung gefangen sieht, zu formulieren. Das ist nicht nur heilsam, sondern auch befreiend.

Widerständige Lektüren

Ein ähnliches Anliegen wie Trummer treibt auch den emeritierten Salzburger Dogmatiker Gottfried Bachl um. Anlässlich seines 80. Geburtstags, den Bachl im April begangen hat, ist ein Band mit exemplarischen Texten des Denkers und Sprachmächtigen erschienen, den die Frage nach Gott zeitlebens umtreibt: Im Buch "Gott bewegt“ sind fordernde und in fast allen Facetten widerständige Texte gesammelt - ein "Gottesfragebogen“ steht am Beginn, um des Autors unbändiges Plädoyer für einen Gott der Fragen (und nicht der Antworten) auszuloten.

Die Kritik am kirchlichen Umgang (konkret: des damaligen Glaubenskongregagationschefs Joseph Ratzinger mit den geschiedenen Wiederverheirateten) gehört ebenso dazu wie der Versuch, die liturgische Sprache hin zu einer Sprache der Wegs und der Bitte zu reformieren: Würden doch Stimmen wie jene Bachls in der Kirche heute auch gehört!

Vergleichbares wünscht man auch den Reflexionen von Paul M. Zulehner, der seine Untersuchungen rund um die Forderungen der Pfarrer-Initiative und seine Folgerungen daraus gleichfalls in Buchform zusammengefasst hat. Der Titel "Aufruf zum Ungehrsam“ nimmt die Forderungen von Helmut Schüller & Co. auf, der Untertitel "Taten, nicht Worte reformieren die Kirche“, zeigt, wo der Pastoraltheologe ansetzen möchte: Zum einen sind für ihn die Pfarrer der Initiative "pastorale Pioniere“.

Er warnt diese aber davor, einer Strategie "Alles oder nichts“ anzuhängen. Auch die Pfarrer der Initiative würden sich mit "Teilreformen“ begnügen müssen, ist Zulehner überzeugt. Österreich sei auch "kein Land für ein Schisma oder eine Kirchenspaltung“. Dennoch gelte es, die "Kluft zwischen Kirchenleitung und Gemeinden abzubauen“.

Beeindruckender Pilgerweg

Zwei Polizisten - Otto Klär und Johannes Aschauer - machten sich mit einer "Zufallsbekanntschaft“, dem ehemaligen Schirennläufer David Zwilling auf eine sechsmonatge Pilgerreise zu Fuß von Österreich nach Jerusalem auf. Wie diese 4500 Kilometer über den Balkan, die Türkei, das anno 2010 noch durchwanderbare Syrien ins Heilige Land zu bewältigen waren, ist im Buch "Auf dem Jerusalemweg“ nachzulesen.

Ein bewegendes Zeugnis einers physisch, psychisch wie spirituell fordenden Unterfangens. Und wie bei vergleichbarer Literatur (die beiden Polizisten waren auch schon auf dem Jakobsweg) zeigt sich, dass die beschwerliche Wanderung auch eine nicht minder fordernde Reise ins eigene Innen darstellt. Was das bedeutet, ist auf den bebilderten knapp 400 Seiten nachvollziehbar dokumentiert.

Auf dem Jerusalemweg

Von Johannes Aschauer.

Styria regional 2012. 384 S, zahlr. Abb., geb.,

* 21,-

Jüdisches Burgenland

Entdeckungsreisen. Von Christof Habres, Elisabeth Reis. Metroverlag 2012. 192 S, geb.,

* 19,90

Steh auf, nimm dein Bett und geh nach Hause

Wie Jesus heilte und heilt. Von Peter Trummer.Herder 2012. 180 S., geb.,

* 20,60

Gott bewegt

Von Gottfried Bachl. Hg. von Alois Halbmayr.Ecjter Verlag 2012. 192 S., kt.,

* 15,30

Aufruf zum Ungehorsam

Taten, nicht Worte reformieren die Kirche. Von Paul M. Zulehner. Schwabenverlag 2012. 152 S., kt.,

* 13,10

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