Vom Fensterputzer zum...

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Der Prager Erzbischof und Primas von Tschechien, Kardinal Miloslav Vlk wird am Freitag,17. Mai, 70 Jahre alt.

Miroslav Vlk, 1993 bis 2000 Vorsitzender der Tschechischen Bischofskonferenz und seit 1993 Vorsitzender des "Rates der Europäischen Bischofskonferenzen" (CCEE), wurde am 17. Mai 1932 in LisniÇce bei Budweis geboren. Eigentlich wollte er nach der Matura Theologie studieren, doch die kommunistische Regierung erlaubte ihm das nicht. Stattdessen absolvierte er ein Archivar-Studium in Prag und promovierte zum Doktor der Philosophie. Erst 1964 konnte Vlk dasTheologiestudium aufnehmen.

Am 13. Juni 1968, während des "Prager Frühlings", wurde er zum Priester geweiht. Nach der "Normalisierung" sah er sich immer wieder Schikanen der staatlichen Behörden ausgesetzt, die 1978 in einem Berufsverbot gipfelten. In den folgenden acht Jahren arbeitete Vlk u.a. als Fensterputzer und in einem Staatsarchiv. Später nannte er diese Zeit "eine unschätzbare Erfahrung dafür, was die Bedürfnisse der Menschen wirklich sind". Von 1986 an wirkte er als Pfarrer in der südböhmischen Gemeinde Cachrov.

Nach der "Samtenen Revolution" wurde Vlk im Februar 1990 zum Bischof von Ceske Budejovice (Budweis) ernannt. Am 27. März 1991 nahm Papst Johannes Paul II. das Rücktrittsgesuch des hochbetagten Erzbischofs von Prag, Kardinal FrantiÇsek TomaÇsek, an und berief Vlk an dessen Stelle.

Als Erzbischof von Prag nahm Vlk zu allen Fragen, die die katholische Kirche Tschechiens betreffen, Stellung und fand international Gehör. Im Herbst 1989 verurteilte Vlk in einem "Versöhnungsbrief an die aus ihrer Heimat vertriebenen katholischen Böhmerwälder" die Vertreibung der Sudetendeutschen als "zutiefst unmoralische Tat". In den folgenden Jahren äußerte sich Vlk auch oft zu gesamteuropäischen Fragen, zur Rückgabe von Kirchenvermögen und zu einem neuen Verhältnis der katholischen Kirche mit den Hussiten sowie zur Frage der verheirateten Männer und vor allem der Frauen, die in der Zeit des Kommunismus in Tschechien zu Geheimpriestern geweiht wurden.

Für seine Versöhnungsarbeit erhielt der Prager Erzbischof im Vorjahr den Internationen Brückenpreis der Europastadt Görlitz/Zgorzelec (Sachsen/Polen). Damit wurde, so die Görlitzer Stadtverwaltung, der Beitrag des Kardinals zur Verständigung von Katholiken und Protestanten, Christen und Nichtchristen sowie Polen, Tschechen und Deutschen gewürdigt. Der Brückenpreis wird seit 1993 in Görlitz für besondere Verdienste um die europäische Verständigung verliehen. Erste Preisträgerin war Marion Gräfin Dönhoff, die Herausgeberin der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit". CH

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