Vom Frank und von der Leinwand

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Am Worte hängt, zum Worte drängt, als wäre es die Tränke, an der die Durstigen sich laben. Es ist ein neuer Kulturkampf ausgebrochen, in dem mancher fordert, frank und frei zugreifen zu dürfen auf alles, was sich andere ausgedacht haben. Frei, das ist noch leicht verständlich - das meint dann ja wohl gratis, so wie bei einem eingeschlagenen Schaufenster, aus dem einem entgegenlacht, was man schon lange haben wollte. Aber bei frank, da versagt der Wissenstempel der Digitalzeit, Wikipedia kennt allerlei Namensvarianten und Bezüge, bis hin zum heiligen Frank, pardon Franz von Assisi.

Befragen wir einen Gewährsmann, den Abteilungsinspektor Trautmann. Jener Filmkieberer aus Kaisermühlen, der nun im 2. Wiener Bezirk Dienst tut, begegnet ihnen Aug in Aug, den kleinen und großen Nehmern. Wenn es um einen Hinweis auf einen wirklich schweren Jungen geht, dann sind sich Räuber und Gendarm aber schnell einig: Wir sind doch franke Burschen. Also auf Augenhöhe. Denn unser Wort gilt.

Es gilt das geschriebene Wort

Denen, die jedes Urheberrecht knacken wollen, gilt das Wort alles. Also nichts. Denn es ist die Reduktion auf die Beliebigkeit, auf ein Hobby, auf die Architektur der Sandburg, die von der nächsten Welle eh weggespült wird; das Kartenhaus am Wirtshaustisch; die Seifenblase im Wind. Auch wenn es sich eingebürgert haben mag, die Selbstbedienungszeitungstasche als Aufforderung zur Selbstbedienung zu verstehen - schade wäre es irgendwie schon, wenn plötzlich alles nichts mehr wert wäre. Kein Wort, kein Bild, kein Gedanke, kein Lied und keine Idee. Der Gedanke "Nur wer geistfeindlich lebt, der lebt auch angenehm“ hat in seiner Schlichtheit etwas durch und durch Trostloses. Der Urheber ist doch etwas anderes als der Ur-Haberer, und die Maler-Leinwand unterscheidet sich vom leiwand nicht nur durch ein paar Farbmuster.

Manchen breit akklamierten Ungedanken sollte man beim Wort nehmen, auch wenn er mangels Masse nur schwer fasslich ist. Wer das Denken abschaffen möchte, schafft Raum für Undenkbares. Bereicherung muss nicht gratis sein, und sie ist doch ein Gewinn. Es gilt das geschriebene Wort …

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