Vom Glanz der Lichter

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Deutschstunde

Mehr Licht!“ wird gerne als Goethes letzte Worte kolportiert - ungeklärt bleibt, ob er die Vorhänge aufgezogen wissen wollte oder doch schon den Blick in eine andere Welt richtete. "Mehr Licht!“, so möchte man staunen beim Gang durch mittlerweile fast jede Geschäftsstraße, die vorweihnachtlich lichtgeflutet wird wie ein kleineres Fußballstadion.

Licht ist sichtbare elektromagnetische Strahlung. Auf manchem Haupt ist das nämliche Haar licht geworden. Licht ist es auch im Wald, wenn die Bäume weiter stehen, das Unterholz gelichtet ist, eine Lichtung sich auftut. Licht und lichter wird der Kaffee, fügt man etwas Milch dazu. Die Farbskala, die daraus entstehen kann, gehörte einst zur Wiener Kaffeehauskultur und findet einen fernen Nachklang im "Lichtfuchs“, mit dem Schattierungen brauner Pferde gemeint sind - so hüten also Pferdezüchter und Kaffeehauskellner gemeinsam arkanes Wissen. Wer den Herrn Robert aus dem Café Landtmann noch kannte, hat die leibhaftige Symbiose vor Augen - ebenso wie vielleicht das Bild eines aussterbenden Berufes: des Matrosen sei gedacht, der den Anker lichtet.

Nachdenken, damit ein Licht aufgeht

In vielen frühdeutsch-germanischen Sprachformen ist Licht und Blitz, Glanz ein Begriff; ein Nachklang davon, wenn in der Klassik noch das Mündungsfeuer der Pistole als Licht bezeichnet wird. Ebenso verschwunden, wie das Lichtschneuzen mithilfe der Lichtputzschere. Die Kerze hat das Licht verdrängt. Dagegen führt Nachdenken dazu, dass ein Licht aufgeht …

Das Licht ist etwas Besonderes, es war der erste Schöpfungsakt, ohne Licht gäbe es kein nennenswertes Leben. Und wenn jetzt die Adventkranzkerzen allsonntäglich mehr werden, Lichter der Besinnung, der Hoffnung und der Freude dem Dunkel der längsten Nächte entgegen setzen, so schimmern sie allemal heller als die Lichtorgien der Einkaufsstraßen. Und dem Glanz des Lichterbaumes am Weihnachtsabend kommt schon gar nichts gleich. (Die Weihnachtszeit endet übrigens erst zu Mariä Lichtmess in feierlicher Lichterprozession.)

Möge das Licht Ihnen leuchten (Mt 2,9 ff.)!

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