Vom öffentlichen Wert des Freien Rundfunks

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Erstmals erhalten auch nichtkommerzielle Rundfunksender – Freie Radios und Community TV – eine Bundesförderung.

Als „Meilenstein“ bezeichnet Helmut Peissl die erstmalige Förderung der Freien Radios durch die Medienregulierungsbehörde RTR. 1,26 Millionen Euro werden an die nichtkommerziellen, werbefreien und „zugangsoffenen“ Radios ausgeschüttet. Peissl, Obmann des „Verbandes Freier Radios“, würdigt ausdrücklich, dass nun endlich „ein Commitment auf Bundesebene“ für die Freien Radios, die bislang auf lokale Förderungen angewiesen waren, sichtbar wird.

14 Freie Radios gibt es zurzeit in Österreich, vom Großstadtsender Orange 94.0 in Wien bis zu Proton im vorarlbergischen Dornbirn. Erst im April ging das jüngste Freie Radio on air: Das mehrsprachige Radio OP sendet im burgenländischen Bezirk Oberpullendorf und ist – unter anderem – ein Projekt des örtlichen Gymnasiums.

Public Value anerkannt

Mehrsprachigkeit ist, so Dachverbandsobmann Peissl, auch eines der Charakteristika der Freien Radios im Land. Damit erfüllten diese Medien auch Funktionen, die früher vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk wahrgenommen wurden. Aber der ORF könne einiges davon nur mehr „ausschnittsweise“ leisten. Und so ist nach Peissls Einschätzung die nun beschlossene bundesweite Förderung auch eine Anerkennung des Public Value der Freien Radios. Neben der Sprachenvielfalt sei die „Organisation medialer Partizipation“ eine der drei Säulen, auf denen die Freien Radios arbeiten. Und natürlich geht es auch darum, Meinungsvielfalt zum Ausdruck zu bringen. Peissl spricht in diesem Zusammenhang von einer Weiterentwicklung der Menschenrechte: Artikel 10 der Europäischen Menschenrechtskonvention, der die Meinungs- und Informationsfreiheit anspricht, solle daher, so Peissl, als „Recht auf medialen Ausdruck“ verstanden werden.

Und hier wollen die Freien Radios vor allem als lokaler Versorger und Akteure ihren Beitrag leisten. Etwa die Hälfte des Bundesgebiets werden zurzeit durch die 14 Freien Radios abgedeckt, Ziel sei aber eine flächendeckende Versorgung, steckt Peissl die Perspektiven ab. Die 1,26 Millionen Euro versteht er daher als ersten Schritt zur Unterstützung und Ermächtigung der etwa österreichweit etwa 3000 freien Radiomacher ( www.freie-radios.at).

Zweites Bürger-TV vor dem Start

Neben den Freien Radios wird auch dessen TV-Pendant bedacht, etwa 300.000 Euro schüttet die RTR ans Community TV aus: Der Wiener Sender Okto hat sich da schon seit einigen Jahren etabliert.

Als zweiter „Bürgerfernsehkanal“ wird demnächst Dorf TV on air gehen, das in Oberösterreich 450.000 Haushalte erreichen soll. Das in Kooperation mit der Kunstuni Linz und deren ÖH konzipierte Projekt wird zunächst, so Geschäftsführer Otto Tremetzberger, als „Beta-Version“ starten, also als eine Art Probebetrieb im Praxistest. Der neue „usergenerierte TV-Sender“ will stark aufs Internet setzen als Schnittstelle, um Inhalte und Programme zu übermitteln, die dann digital terrestrisch ausgestrahlt werden. Ab 22. Juni, 18 Uhr wird Dorf TV in Oberösterreich zu empfangen sein (Infos: www.dorftv.at).

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