"Der Menschheit Würde ist in Eure Hand gegeben“, heißt ein legendäres Kabarett von Helmut Qualtinger. Dieser Dialog alternder Provinzschauspieler beginnt mit "Morgen hab’ ich einen Funk“ und handelt vordergründig auch von der Qualität der Zwerge.
Alexander Wrabetz ist der siebte Chef des ORF. Seine Chancen stehen gut, dass ihm als Erstem nach Fünfmal-General Gerd Bacher mehr als eine Funktionsperiode vergönnt wird. Durch Erfolg lässt sich das kaum begründen. Doch der Gesetzgeber hilft ihm bei der Selbstvermarktung. In seinem Auftrag entsteht vor der nächsten Wahl der neue Info-Kanal.
eins, 2, III lautet bald der TV-Countup, neben dem Sport plus - die Nr. 4 im Senderbunde - wie ein D’Artagnan der öffentlich-rechtlichen Musketiere wirkt. Schon am 1. Mai sollte ORF III starten. Daraus wird wohl nichts. Unter anderem ist der Kanal für Kultur und Information unklar. Auf den Programmplatz von TW1 wollen auch die Macher von Sport plus.
Nun könnte sich Wrabetz wirklich als öffentlich-rechtlicher Pionier des 21. Jahrhunderts etablieren. Dazu bräuchte er nur ORF III die bisherige Position von ORF eins geben. Fernsehen ist Gewohnheitssache. Als Erstem auf allen Fernbedienungen wäre dem neuen Info-Angebot durchschlagender Erfolg gewiss.
Ironie der Utopie: Die Unkenntlichmachung von ORF eins als öffentlich-rechtlichem Angebot geht auf den vierten ORF-General Gerhard Zeiler zurück. Ihn hätten viele gern zurück von RTL. Doch Kaufleute wie er - und Wrabetz - reihen inhaltliche Neupositionierung nicht vor Werbeeinnahmen (auch wenn diese ohnehin von 2000 bis 2010 fast halbiert wurden).
Im Qualtinger-Sketch hinter dem Küniglberg legt der eine den vierten Zwerg "hintergründig“ an, der andere hält den siebten Zwerg für "die viel bessere Rolle“. Dabei machen beide Mimen das Gleiche: Sie schminken sich ab.
* Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst
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