Vom Weltmeister zum Funktionär

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Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, errichtet Mauern. Zum einen "Mauern des Olympischen Friedens" in Südkorea. Auf diesen Mauern können Sportler der Olympischen Winterspiele während der kommenden zwei Wochen, ihre Botschaften für den Frieden mitteilen. Zum anderen eine Mauer gegenüber der Öffentlichkeit. Die Journalistenvereinigung "Netzwerk Recherche" verlieh ihm in seiner früheren Funktion als Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees den Negativpreis "Verschlossene Auster". Diese zweifelhafte Ehre kam ihm durch die restriktive Informationspolitik des Komitees zu. Sein Lebenslauf liest sich beeindruckend: Studium der Rechtsund Politikwissenschaften; beide Staatsexamen absolviert; eigene Anwaltskanzlei eröffnet; mit seiner Mannschaft die Olympischen Sommerspiele wie auch die Weltmeisterschaft im Fechten gewonnen. Dadurch engagierte er sich bereits früh in der Sportpolitik und stieg schnell in der Hierarchie auf. Er knüpfte Kontakte, ergatterte einen Beraterposten bei Siemens und freundete sich mit Wladimir Putin an. Seit 2013 ist er Präsident des IOC. Und das nicht friktionsfrei. Kritiker werfen dem Weltmeister Interessenpolitik im Zuge der Vergabe der Olympischen Spiele vor. Zusätzlich kassiere er überdurchschnittlich hohe Beträge und Spesen für seinen Posten bei Siemens. Ihm wurde angelastet, dass sich die Interessen seiner hauptberuflichen Tätigkeit mit seiner Postion als Sportfunktionär überschnitten, und er die Anliegen von Siemens bei Aufträgen rund um den Sport vertreten habe. In Pyeongchang wird indes ab morgen zwei Wochen lang helle Aufregung herrschen. Der Staat investiert horrend hohe Beträge in den Bau von Stadien und den Ausbau der Infrastruktur. Doch was bleibt danach? Brache Flächen: für die alpinen Rennstrecken rodete der Veranstalter Tausende alte Wangsasre-Bäume, da nur der gewählte Hang den Anforderungen des internationalen Skiverbands FIS und des IOC entspreche. Und leere, herrschaftliche Bauten: das Publikum der lokalen Sportszene wird künftig bei weitem nicht in der Lage sein, die hochmodernen Stadien zu füllen. Rio de Janeiro leidet noch immer an einem latenten Kater - hervorgerufen durch die Sommerspiele 2016. Und was macht Thomas Bach? Er lächelt -wie auch nicht. Der IOC lukriert durch die Vermarktung der Spiele einen Gewinn in Milliardenhöhe. Und daran wird sich wohl in Zukunft auch nichts ändern -ob mit oder ohne Mauern.

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