Vom Wesen der Dinge
Der Fotograf Albert Renger-Patzsch wollte "Realist" sein.
Der Fotograf Albert Renger-Patzsch wollte "Realist" sein.
Als der Fotograf Albert Renger-Patzsch 1928 seinen Bildband "Die Welt ist schön" herausgab, erfuhr er neben großer Anerkennung auch herbe Kritik. Walter Benjamin vermißte im Sinne Brechts die Erkenntnis sozialer und politischer Aspekte.
Der 1897 in Würzburg geborene Hauptvertreter der neusachlichen Fotografie hatte wie August Sander und Karl Blossfeldt in Ablehnung der "Kunstphotographie" eigene Wege beschritten. Sich selbst als Realisten bezeichnend, der jede Art der Gegenstandsverfremdung Man Rays oder Moholy-Nagys strikt ablehnte, gelang Renger-Patzsch ein fotografisches Werk, das ebenso subjektiv wie - bei längerer Betrachtung - poetisch anmutet.
Schriftsteller wie Hermann Hesse und Ernst Jünger, der zu "Bäume" und "Gestein" die Texte schrieb, hatten Zugang zu seinen Bildwelten. Form, Struktur und Materialität der Gegenstände sind die ausschließlichen Kriterien, nach denen Renger-Patzsch dem "Wesen der Dinge" nachgeht, diese gleichsam zu exemplarischer Gültigkeit erhebt. Ob in Werbefotografien, in Naturaufnahmen mit Nahsicht, in der Projektion technischer Anlagen, stets verleihen Reihung und Rhythmus dem Bild seine grafische Dimension, verspannen die Gegenstände eher flächig in einem Bildausschnitt, der durch diagonale Akzente noch verstärkt wird. Seine Landschaften sind frei von atmosphärischer Stimmung, dennoch voller Leben.
Seit 1927 im Ruhrgebiet ansässig, bieten sich Renger-Patzsch in den Randzonen zwischen Vorstadt und Industrie die Versatzstücke aus Natur und Technik, die er in seinen großen Werken zusammenfaßt. Daß gerade hier der Mensch nur eine marginale Rolle spielt, ist auch eine - wenngleich verschlüsselte - Aussage.
Bis 13. April. Haus der Kunst, München, Prinzregentenstraße 1.