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Katholiken waren den Freuden dieser Welt meist nicht abhold, wie die Geschichte zeigt. Aber nach der offiziellen Aszese und Moral der Kirche schien früher ein fast unüberwindbarer Gegensatz zwischen Geistlichem und Weltlichem zu sein. Das Konzil sieht dieses Verhältnis neu. Es spricht von einer recht verstandenen Autonomie der irdischen Wirklichkeiten und bekennt dankbar, dass sie von der Welt sogar lernen kann. Die Welt ist ja Gott nicht entlaufen, sondern seine Schöpfung, die recht gesehen nicht Gegner sein kann.

Das Konzil hat zu einer Entkrampfung der historisch belasteten Spannung zwischen Wissenschaft und Glaube geführt. Den profanen Wissenschaften gesteht es ihren Eigenstand und ihre eigenen Methoden der Wahrheitsfindung zu. Aus dem Glauben aber wird man fragen dürfen nach dem Zuvor und Danach und nach den großen Zusammenhängen, die experimentell unerforschbar sind. Das zwingt die Theologie, die je eigene Kompetenz zu wahren.

Selbstbewusst weiß die Kirche, was sie aus den Schätzen der Offenbarung der Welt geben kann. Demütig gibt sie aber zu, dass sie auch von ihr bereichert wird, nämlich aus der Erfahrung der Geschichte, dem Fortschritt der Wissenschaft, dem Reichtum der Kulturen, und wie Sprache, Philosophie und Kunst zum Instrument ihrer Verkündigung werden.

Das ist keine Anpassung an die Welt, sondern schafft erst Voraussetzungen für den rechten Dienst der Kirche. Das Konzil sagt: "Nicht als ob in ihrer von Christus gegebene Verfassung etwas fehlte, sondern weil sie so tiefer erkannt, besser zur Erscheinung gebracht und zeitgemäßer gestaltet werden kann ... Ja selbst die Feindschaft ihrer Gegner und Verfolger war für sie sehr nützlich und wird es bleiben." - Das waren mutige Vorgaben der Konzilsväter. Sie sind längst noch nicht eingeholt.

Weihbischof Krätzl erlebte das II. Vatikanum als Konzilsstenograf.

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