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Cardillac" von Paul Hindemith (1895-1963) zeigte in diesen Tagen das Landestheater Salzburg. Ist die Oper ein Künstler-,ein Kunstdrama? Auf alle Fälle ein Psychodrama. Der pathologisch an seinen Kunstwerken, seinen Schmuckstücken hängende Goldschmied Cardillac erträgt es nicht, dass jemand ein Schmuckstück von seiner Hand besitzt, zu dem der Künstler eine abartige Beziehung unterhält; es ist ein Stück seines Wesens geworden. Wer es kauft, raubt ihm sozusagen ein Stück seines Selbst. Das holt sich Cardillac zurück - durch Morde. Auf E. T. A. Hoffmanns Novelle "Das Fräulein von Scuderi" basierend, hat der Schriftsteller Ferdinand Lion (1883-1965) das Libretto unter Mitwirkung Hindemiths erarbeitet, das Fräulein ist verschwunden, Cardillac die Zentralfigur geworden.

Oper der Neuen Sachlichkeit

Die Käufer der Arbeiten des Goldschmieds sind in der Geschichte alle tot, wie gesagt, mysteriösen Anschlägen zum Opfer gefallen, der Schmuck bleibt verschwunden. Cardillac, ein rasend Arbeitender, weckt den Argwohn seines Goldhändlers. Zudem läuft parallel eine Liebesgeschichte der Tochter Cardillacs mit einem Offizier, der für die Angebetete eine Kette Cardillacs erwerben möchte, die der Juwelier aber nicht verkaufen will. Der Offizier entwendet die Pretiose, Cardillac sinnt auf Rache, aber dieser Mordanschlag misslingt. Der misstrauisch gewordene Goldhändler, der alles beobachtet hat, ruft um Hilfe. Als die Menge sich auf Cardillac stürzen will, bezichtigt der Offizier wider besseres Wissen den Goldhändler als Dieb. In die Enge getrieben, gibt Cardillac zu, selbst der Mörder gewesen zu sein, worauf er von der Menge erschlagen wird. Dennoch bleibt er der Held und seine Arbeiten bleiben gefragte Objekte der Society.

Diese krude Kriminalgeschichte hat die Regisseurin Amélie Niermeyer für das Landestheater Salzburg sehr elegant inszeniert, dem großen Künstler entsprechend hat die Ausstatterin Stefanie Seitz die Bühne als Salon und Schauraum für die Pariser Schickeria entworfen.

Die Musik -die Oper wurde 1926 in Dresden uraufgeführt -gilt als ein Hauptwerk der Neuen Sachlichkeit in der Musik. Mit dem Ersten Kapellmeister Robin Davis am Pult, mit dem Mozarteumorchester und dem Chor hat man eine Aufführung geboten, die dem Haus zur Ehre gereicht. Marian Pop in der Titelpartie zeigt, was er mit seinem Tenor anzufangen weiß (in der Premiere manchmal zu viel), als seine Tochter lässt Anne-Fleur Werner eine Persönlichkeit erkennen, der diese Kunstwelt fremd ist. Dazu kommt Kristofer Lundin als Offizier, der Cardillacs Vermächtnis gewinnbringend weiterführt. In kleineren Partien Raimundas Juzuitis (Goldhändler), Franz Supper (Kavalier), Frances Pappas (Dame) und George Humphreys (Führer). Gebührender Premierenapplaus.

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