Vor Wachablöse in Burgenlands Kirche

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Die Diözese Eisenstadt wird 50, ihr Bischof Paul Iby begeht am 23. Jänner den 75. Geburtstag. Österreichs östlichste Diözese überstand die Kirchenstürme der letzten Jahre gerade wegen ihres integrativen Hirten. Nun hofft die Diözese auf einen ähnlich profilierten Nachfolger.

Fünfzig Jahre ist es erst her, seit das jüngste Bundesland Österreichs auch eine eigene Diözese wurde: Am 15. August 1960 erhob Papst Johannes XXIII. das Burgenland zur Diözese Eisenstadt. Es war der Konzilspapst, der die östlichste Diözese Österreichs errichtete, was viele im Land auch als Auftrag sehen weiter zu tun gerade in Zeiten, in denen das II. Vatikanum innerkirchlich immer weniger gut angeschrieben ist.

2010 bedeutet für die Diözese also ein Festjahr, das am 11. November, dem Festtag des Landespatrons Martin, seinen Höhepunkt und Abschluss finden soll. Einer würde dabei gerne noch an vorderster Stelle mitfeiern: Paul Iby, der zweite Diözesanbischof .

„Schlusslicht“ beim Kirchenaustritt

Doch ehe das diözesane Jubeljahr so richtig begonnen hat, ist für dessen Hirten seinerseits das Jubilieren angesagt: Am 23. Jänner feiert Bischof Iby seinen 75. Geburtstag. Und wie es das Kirchenrecht vorsieht, bietet er mit diesem Datum dem Papst seinen Rücktritt an. Ob Benedikt XVI. die Resignation gleich akzeptiert oder eben das Diözesanjubiläum verstreichen lässt – darüber wird zurzeit im Burgenland spekuliert. Allgemein wird davon ausgegangen, dass das Jahr 2010 die neue Weichenstellung an der Kirchenspitze bringen wird.

Dass Paul Ibys runder Geburtstag ins Diözesanjubiläum fällt, ist historischer Zufall, doch die Diözese zu feiern heißt auch deren Hirten zu würdigen – konnte Iby seine Herde kaum beschadet durch die Kirchenstürme der letzten Jahre lotsen. Regelmäßig und bis heute ist die Diözese Eisenstadt mit großem Abstand das „Schlusslicht“ der Kirchenaustritts-Statistiken.

Auch die eben veröffentlichten Zahlen fürs kirchliche Katastrophenjahr 2009 unterstreichen das einmal mehr: 0,96 Prozent der Katholiken haben 2009 ihre Kirche verlassen, in der Erzdiözese Wien waren es sogar 1,26 Prozent. Dagegen nehmen sich die 0,50 Prozent im Burgenland als Hoffnungszahl aus, von der die großen Diözesen im Land nur träumen können.

Es gehört zweifelsohne zu seinen großen Verdiensten, dass Bischof Iby die Diözesanen wider alle kirchlichen Parteiungen zusammenhalten konnte. Nach dem Scheitern des „Dialogs für Österreich“, jenes letzten Versuchs der Reformkräfte, die katholischen Kirche Österreichs zu prägen (1998), gab Iby nicht auf und führte das Ganze in seiner Diözese im „Dialog für Burgenland“ bis Mitte der Nuller-Jahre weiter.

Dass dabei auch altbekannte Forderungen der Kirchenreformer aufs Tapet kamen, verwunderte niemanden – und wohl auch nicht, dass Bischof Iby dazu in Rom Rede und Antwort stehen musste, nicht zuletzt, weil – wieder einmal – „besorgte“ Katholiken die Kirchenspitze auf die Vorgänge in Eisenstadt aufmerksam gemacht hatten.

Ubi Iby, ibi Caritas

Vor seiner Bischofsernennung war Paul Iby schon lang an der Diözesanspitze tätig. Der aus Raiding, dem Geburtsort von Franz Liszt, stammende Priester war jahrelang Schulamtsleiter und Caritas-Direktor. Letztere Funktion bescherte ihm das Wortspiel: „Ubi Iby, ibi Caritas“ – „Wo Iby ist, dort ist die Caritas (= Liebe)“. Ab 1984 war er auch Generalvikar, also Stellvertreter des Bischofs, und im Jänner 1993 folgte er dem legendären „Baumeister“ der Diözese, Stefan László (1913–95) auf dem Bischofsstuhl von Eisenstadt nach.

Natürlich herrscht auch im Burgenland Sorge um die Nachfolge Ibys. Man hofft und wünscht, dass bei der ersten Bischofsbestellung unter Nuntius Peter Zurbriggen eine integrative Persönlichkeit gefunden wird und sich nicht eine der kirchlichen Parteiungen aus dem restaurativen Flügel durchsetzt.

Ein jahrelang betriebenes Projekt hat gerade vor dem 75er des Bischofs seinen Abschluss gefunden: Die Kirchenzeitung der Diözese präsentiert sich seit Jahresbeginn mit neuem Layout und Namen: Sie heißt jetzt – analog der diözesanen Homepage – nach dem Landespatron martinus. Der Relaunch führte auch zu einer neuen redaktionellen Konstellation: Erschien die Eisenstädter Kirchenzeitung bislang im Verbund mit dem Sonntag der Erzdiözese Wien, so hat sich martinus dem Verbund der Kirchenzeitungen von Linz, Innsbruck und Feldkirch angeschlossen, denen der Ruf größerer Offenheit vorauseilt: Viele in der Diözese hoffen, dass diese späte Wegmarke der Ära Iby für die Diözese Eisenstadt zukunftsweisend bleibt.

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