Wahlverlierer TV und Plakat

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Die jüngsten Wahlkämpfe in Italien und Kärnten erschüttern zwei Mythen der politischen Kommunikation. Ungeachtet des neuerlichen Aufstiegs von TV-Phänomen Silvio Berlusconi verdanken Beppe Grillo und seine Cinque Stelle ihren Erfolg einem Konzept dies- wie jenseits der Telekratie. Die TV-Totalverweigerer setzen dabei einerseits auf die klassische Methode der Massenveranstaltungen und nutzen andererseits die neue Agora des virtuellen Raums - vom Weblog bis Social Media. Daneben schaut der traditionelle Bildschirm-Commendatore noch älter aus als er ist. Die Unumgänglichkeit von Fernsehen als zentraler Plattform, zumindest der nationalen Mediendemokratie, wie das in Europa am deutlichsten Italien den USA nachvollzogen hat, ist vorbei.

In Österreich dagegen ist diese totale TV-Dominanz auch bundesweit noch gar nicht angekommen. Denn der öffentlich-rechtliche ORF ist infolge parteipolitischer Werbebeschränkung nur eine redaktionelle Drehscheibe, und die Privatprogramme haben infolge verspäteter Marktliberalisierung noch nicht genügend Reichweite, um diesen Trend entscheidend zu bestimmen. Regional läuft die Online-Versorgung mit Bewegtbildern dem klassischen Fernsehen ohnehin schon den Rang ab.

In Kärnten wurde der Mythos Wahlplakat entzaubert: SPÖ, ÖVP und Grüne übten den Verzicht auf die Riesenposter im öffentlichen Raum. Werbeexperten prophezeiten ein böses Erwachen. Den Kater haben sie nun selbst: Ausgerechnet jene FPK, die am meisten auf Plakate gesetzt hat, erlitt das größte Wahldebakel der Zweiten Republik. Die Verweigerer dagegen sind nun durchwegs Sieger (einschließlich der ÖVP mit ihrem unerwartet geringen Verlust). Auch wenn es in Niederösterreich mit Erfolg geradezu gegenteilig gehandhabt wurde: Der eindeutige Wahlverlierer im Mediensektor ist das Plakat. Sein Nimbus der Unverzichtbarkeit ist dank Kärnten dahin.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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