Wahnsinn des Filmemachens

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Während der Dreharbeiten zu seinem Film "Habemus Papam" verstarb Nanni Morettis Mutter. Und nicht zum ersten Mal nimmt der italienische Regisseur die daraus resultierende Verwüstung der eigenen Seele zum Anlass für einen neuen Film: "Mia Madre" ist Morettis liebevoller Nachruf auf seine Mutter (obwohl er sich solche Analyse wohl verbitten würde), eine augenzwinkernde Hommage an die wichtigste Frau im Leben von Männern wie ihm.

Auch die Hauptfigur in "Mia Madre" ist im Regie-Fach tätig - allerdings ist Morettis filmisches Alter Ego eine Frau - die Regisseurin Margherita (Margherita Buy). Diese Dame wird von allerlei Unbill geplagt: Sie hat sich gerade von ihrem Freund getrennt, ihre Tochter Livia (Beatrice Mancini) lebt bei ihrem Vater und pubertiert wie nur, und ihre Mutter Ada (Giulia Lazzarini) liegt im Spital - mit besorgniserregender Prognose. Während sich ihr Bruder Giovanni (Nanni Moretti) liebevoll um die Schwerkranke kümmert, muss Margherita schauen, dass sie ihren neuen Film in den Kasten bringt.

Keine Zeit fürs Abschiednehmen

Leider Gottes ist das nicht so einfach, denn der amerikanische Hauptdarsteller Barry Higgnins (großartig John Turturro) bringt alles an Allüren mit, was ein verzogener Hollywoodmime nur so drauf haben kann. Kein gutes Setting, um das Abschiednehmen, dass sich immer drängender abzeichnet, wirklich wahrnehmen zu können.

Margherita gerät so in den Strudel der Ereignisse zwischen Leben und Tod, die sie unversehens mit der Frage konfrontieren, was denn eigentlich wichtig ist. Diese Umstände hindern auch Margherita daran, dieses Wissen auch ins eigene Leben zu übersetzen.

Wie gesagt, Nanni Moretti garniert das autobiografisch. Und ist Komödiant genug, um eine beeindruckende Balance zwischen dem herzzerreißend schweren Thema und jener Leichtigkeit herzustellen, die das Leben Gottseidank immer wieder bereithält. Nicht nur im Film.

Mia Madre

I/F 2015. Regie: Nanni Moretti. Mit Margherita Buy, John Turturro, Giulia Lazzarini, Nanni Moretti, Beatrice Mancini. Thimfilm.106 Min.

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