Wandern durchs Reich der 7 Inseln

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In Kooperation mit der Kunsthalle Düsseldorf zeigt die Innsbrucker Galerie im Taxispalais eine außergewöhnliche Werkschau des dänischen Künstlers Tal R, der die unterschiedlichsten Stile und Kontexte zu einer sehr exzentrischen Bildsprache mixt.

Tal R, eigentlich Tal Rosenzweig, in Israel geboren, lebt und arbeitet in Dänemark und ist seit 2008 Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Damit hat es sich aber auch schon mit den Konventionen. Unter dem Titel "Mann über Bord“ wurde die Taxisgalerie fast bis zum Anschlag gefüllt mit vordergründig chaotisch anmutenden aber doch keineswegs willkürlich zusammengestellten Objekten, Collagen, Malereien und Zeichnungen, ebenso wie mit Künstlerbüchern, Beispielen von Modedesign und Filmen.

Das Chaos hat aber System, ist ein ausgeklügeltes Konzept und läuft auf sieben miteinander verlinkten Inseln ab. Insgesamt besticht der subtile Humor, der in allen Werkgruppen zu finden ist. Die seit den späten 1990er-Jahren entstandenen Arbeiten sind von Tal R perfekt choreografiert, sodass sie die formalen und inhaltlichen Querverbindungen seines Œuvres offenlegen. Auf gelb, rosa, rot oder braun gestrichenen Podesten, umgeben von bunten Teppichen mit geometrischem Design, werden die Arbeiten gruppiert, die Gruppen einander gegenübergestellt, aber auch miteinander verlinkt.

Ganz persönliche Weltumrundung

"Viva Ultra“, "Moonspoon Saloon“, "Fog over Malia Bay“, "End of Palace“, "Teenager Beach“, "House of Prince“ und "Figur“ sind die fremdartigen Titel der sieben Werkgruppen, die ihrerseits die bunte, fröhlich wirkende und jedenfalls überbordend verdichtete Raumcollage "Mann über Bord“ ergeben. Jeder Besucher kann, durch diese Collage wandernd, seine ganz persönlichen visuellen Assoziationen entwickeln und wird dabei die oft winzigen Details der riesigen Einzelarbeiten jeweils anders interpretieren, weil jeder Betrachter sich auch andere Aspekte einer Arbeit herauspickt.

Die Zahl sieben hat für Tal R poetische Symbolkraft, sie hat aber auch in vielen Mythen und allen Weltreligionen einen ganz besonderen Stellenwert; man denke nur an die biblische Schöpfungsgeschichte oder den siebenarmigen Leuchter im Judentum. Die sieben Tugenden und Laster, die sieben Weltmeere, die sieben freien Künste der Antike (Grammatik, Rhetorik, Logik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie) - Tal R collagiert im wahrsten Sinne des Wortes, speist sein Werk aus allem, was ihm unterkommt, und lädt dann zu seiner ganz persönlichen Weltumrundung.

Die globalisierte Gegenwart sagt Hallo und präsentiert dem staunenden Weltenbummler die Erinnerungen, Erlebnisse und Beobachtungen eines Tal R, die dazu einladen, sie mit den eigenen zu verschränken. Auch der Abfall der Zivilisationsgesellschaft wird vom Künstler in seine Arbeiten integriert, Populär- und Undergroundkultur werden radikal gemixt, eine Prise Kunstgeschichte dazu - und so, als ob es eine Selbstverständlichkeit wäre, hat auch Modedesign seinen Platz in dieser schrägen Welt.

In "Moonspoon Saloon“ wird die Zusammenarbeit mit dem Kopenhagener Design- und Kunstkollektiv dieses Namens zelebriert. Die extravaganten Kollektionen des Modelabels liegen an der Schnittstelle zwischen Bekleidung und Kostümen und präsentieren sich in schrillen Fashion Shows, Filmen und Performances. Dank DVD kann man alles hautnah miterleben und versteht dann den Bogen, den Tal R vom Modedesign zu seinen Skulpturen und Gemälden spannt.

Chronist der Berge, Wolken, des Meeres

2011 brachte er von einer Grönlandreise unter anderem eine 32-teilige Serie von Buntstiftzeichnungen mit - Tal R als Chronist der Berge, Wolken und des Meeres; das Ganze aber mit intuitiver Farbwahl und ornamental aufgelöst. Im Atelier wurde schließlich aus der Erinnerung hauptsächlich in der Farbe Gelb und mit Öl auf Papier weitergearbeitet. Gelb findet sich auch in älteren Skulpturen, wie etwa "Lars Larsen“ (2008), einer riesigen gelben Kugel aus Fundstücken wie verschiedenen Rädern, die mit Schnüren und Zellstoffgespinst miteinander verbunden und mit gelbem Pigment beschichtet sind.

Eher düster wirken dagegen die jüngsten Gemälde wie "Mascarade“ oder "Roma“, beide 2011 entstanden. Sie sind Teil der letzten und größten Insel mit dem Titel "Figur“, in der Tal R zwischen Abstraktion und Figuration pendelt. Die Bilder finden ihre Zusammenhänge in einer Vielzahl von Skulpturen, bilden zugleich aber mit diesen die Klammer für die gesamte Schau, beziehen sich in vielen Details auf frühe Arbeiten und fordern den Betrachter auf, einzelne Details aus den anderen Inseln neu zu sehen.

Tal R - Mann über Bord

Galerie im Taxispalais

Maria-Theresien-Straße 45, 6020 Innsbruck

bis 3. Juni, Di-So 11-18, Do bis 20 Uhr

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