Wann wird es den Bürgern zu viel?

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Hier die Plattformen Facebook, YouTube und Twitter, dort die Magazine unzensuriert. at, Kontrast-Blog und Fass-ohne-Boden: Der digitale Nationalratswahlkampf läuft auf Hochtouren. Die Social Media-Verbreitung parteinaher Online-Desinformation dient aber nur zur Bestellung eines Feldes, in dem Fernsehen mehr denn je die Hauptrolle spielt. Innerhalb dieses Wettbewerbs der bewegten Bilder hat wiederum der ORF eine Stellung, die kaum geringer wirkt als zu Zeiten des Rundfunkmonopols.

Diese Einschätzung ist weder Missachtung von Corinna Milborn, Martin Thür und Michael Fleischhacker, noch Geringschätzung von Puls 4, ATV und Servus TV - sondern quotenbedingt: Das letzte Sommergespräch von Puls 4 -mit Peter Pilz -hatte am Montag nur 130.000 Seher. Wenn Tarek Leitner am 7. August mit Matthias Strolz beim ORF-Auftakt dieses seit 1981 geübten Urlaubsrituals nicht fünfmal so viel Publikum erreicht, läuten am Küniglberg schon erste Alarmglocken. Die Hälfte der zehn meistgesehenen Sommergespräche stammt aus den vergangenen beiden Jahren. An der Spitze liegt das Interview von Hans Bürger mit Heinz-Christian Strache 2015 mit mehr als einer Million Zuschauern.

Doch diesmal sind es nur Vorspiele; "Les Preludes" für Dutzende Duelle bis Elefantenrunden auf allen Kanälen. 2013 erreichten allein die 15 ORF-Konfrontationen 570.000 und 850.000 Seher. Zumindest kurz eines dieser Gespräche verfolgt haben damals 3,7 Millionen Menschen. Heute verfügt Facebook über so viele Nutzer in Österreich. Der Fernsehwahlkampf ist dafür der beste politische Rohstoff. Er benötigt die Einordnung von außen. Neben Zeitungen wird Social Media zur Arena, wo alle um die Meinungshoheit streiten. Nur eines ist noch ungewisser als das Wahlergebnis: Wann wird das den Bürgern zu viel? In Deutschland gibt es zwischen Angela Merkel und Martin Schulz nur ein TV-Duell.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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