Wieder ein Hoffnungsschimmer: Rihab Taha, Biochemikerin und "Mutter aller Biowaffen" im Irak, wurde Montag von US-Truppen gefasst. Endlich eine Spur zu den Massenvernichtungswaffen? Vier Wochen nach Ende der Kampfhandlungen eigentlich höchste Zeit. Die bisher tätigen Suchtrupps blieben jedenfalls erfolglos. 100 Orte, vor dem Krieg heiße Tipps der Geheimdienste, erwiesen sich als Flops. Offiziere der Such-Truppe erklärten kürzlich der Washington Post, im Irak sei nichts Entscheidendes mehr zu finden.
Peinlich für US-Präsident George W. Bush, der in seiner Rede an die Nation im Jänner von Saddam Hussein Rechenschaft gefordert hatte: über 25.000 Liter Anthrax, 38.000 Liter Botox, 500 Tonnen Sarin, Senf- und VX-Nervengas sowie über 30.000 Träger von Chemiewaffen. O-Ton Bush: "Die britische Regierung hat in Erfahrung gebracht, dass Saddam Hussein vor kurzem beträchtliche Mengen Uran aus Afrika beschaffen wollte. Der irakische Diktator rüstet nicht ab. Im Gegenteil, er täuscht."
Heute deutet alles darauf hin, dass nicht Saddam getäuscht hat, sondern Bush - zumindest sich selbst. So erwies sich etwa die Story von der Uranlieferung als Mär. Hans Blix, Chef der UN-Waffeninspektoren, sprach sogar von Fälschung.
George Bush steht also unter Druck, seinen Feldzug mit dem Auffinden von Massenvernichtungswaffen zu legitimieren. Er hatte dieses Wort im Vorjahr so strapaziert, dass es von der American Dialect Society zum Wort des Jahres 2002 gekürt wurde.
Also wird weiter gesucht. Jetzt sollen CIA-Mitarbeiter die Suchtrupps verstärken. Man kann sich vorstellen, wie das die Glaubwürdigkeit künftiger Funde erhöhen wird. Aber vielleicht geht es gar nicht mehr um Glaubwürdigkeit. Hauptsache, man findet irgendetwas. Und den Rest besorgt dann die Vergesslichkeit der Zeitgenossen.
christof.gaspari@furche.at
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