Sonnenfinsternis - © Foto: Unsplash/Jongsun Lee

Warnung vor Sonnenfinsternis im Internet

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Unvorsichtige können sich am 11. August eine lebenslange partielle Sonnenfinsternis einhandeln, wenn sie schlecht geschützt und zu lange in das Naturschauspiel einer totalen Sonnenfinsternis starren.

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Unvorsichtige können sich am 11. August eine lebenslange partielle Sonnenfinsternis einhandeln, wenn sie schlecht geschützt und zu lange in das Naturschauspiel einer totalen Sonnenfinsternis starren.

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Am 11. August 1999 wird sich der Mond langsam, ganz langsam vor die Sonne schieben und sie für die Erdenbewohner dreieinhalb Stunden lang völlig verdunkeln, so daß man neben ihr die Planeten Merkur und Venus erkennen kann. Freilich nur für einen winzigen Teil der Erdenbewohner, denn der Erdstrich (im wahrsten Sinn des Wortes!), auf dem man sich befinden muß, um das Ereignis dieser totalen Sonnenfinsternis beobachten zu können, reicht zwar quer über den Atlantik, Europa, die östliche Türkei und Indien, hat aber an seiner breitesten Stelle nur ganze 112 Kilometer Durchmesser, und auf jedem Punkt dieses 14.000 Kilometer langen dünnen Strichs ist das Ereignis innerhalb weniger Minuten vorbei.

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Eine Sonnenfinsternis gibt es immer, wenn der Mond auf seiner Umlaufbahn um die Erde so zwischen Sonne und Erde gerät, daß sein Schatten als winziges rundes Pünktchen auf die Erdkugel fällt. Weil sich aber die Erde unter ihm unablässig weiterdreht, wandert das Pünktchen über den Globus und die "Totalitätszone" wird zum langen, dünnen Strich.

Die Vorhersage der Sonnenfinsternisse ist heute so genau, daß man in den Himmelsjahrbüchern von Verlagen wie Kosmos oder Birkhäuser (Furche 1/1999) sogar nachschlagen kann, zwischen welchen Bergen welcher Krater die Sonne vor Eintritt der Totalität zum letztenmal durchblitzen wird. Adalbert Stifter hat anläßlich der in Wien sichtbaren totalen Sonnenfinsternis vom 8. Juli 1842 dieses "Perlschnurphänomen" besonders anschaulich beschrieben.

Überall, wo der Mondschatten über die Erde streicht und die Sonne für Minuten völlig verdunkelt, gibt es eine riesige Aufregung. In den Industriestaaten sind in der Nähe der "Totalitätszone" die Hotelzimmer ausgebucht, jeder harrt gespannt, ob das Wetter mitspielen wird, die Fachhändler haben in den letzten Wochen mehr Feldstecher und Fernrohre verkauft als sonst im ganzen Jahr, und wenn der Himmel klar und die Sonnenfinsternis gut zu sehen war und die Menschen noch ganz high sind, hat sich regelmäßig ein Teil von ihnen eine Augenschädigung eingehandelt, ohne es zu wissen.

Die Sonnenfinsternis ist eine echte Bewährungsprobe für die Wirkung gesundheitsbezogener Informationen im Internet.

Das ist nämlich das Tückische an einer totalen oder fast totalen Sonnenfinsternis: Jeder weiß, daß man nicht in die Sonne schauen darf. Unter normalen Bedingungen tut das aber auch keiner, da es schmerzt. Vor Eintritt der totalen Sonnenfinsternis, wenn das Sonnenlicht immer schwächer wird, gibt es jedoch eine gefährliche Phase, in der man ohne Schmerzempfinden direkt in die Sonne blicken kann.

Aber auch während einer partiellen Sonnenfinsternis kann man ohne warnenden Schmerz in die Sonne schauen. Zum Beispiel in Wien, wo der Mond am 11. August um 12.46 Uhr 99,2 Prozent der Sonnenscheibe bedecken wird. Auch dabei können leicht unheilbare Verbrennungen der Netzhaut entstehen, die sich erst hinterher bemerkbar machen.

www. optiker. at: gefahrlos beobachten

Die Warnungen der Optiker können daher nicht ernst genug genommen werden. Diesmal erfolgen sie unter anderem unter www.optiker.at auch im Internet. Die Homepage der österreichischen Fachoptiker ist noch recht jung, wird aber trotzdem bereits rege "abgefragt". Die Sonnenfinsternis ist eine echte Bewährungsprobe für die Wirkung gesundheitsbezogener Informationen im Internet und Optikermeister Harald Belyus, der die Homepage gestaltet, hofft, daß seine Warnung möglichst viele Menschen erreicht. Auf drei bis vier Seiten erfährt man nicht nur eine Fülle von Wissenswertem über die Sonnenfinsternis, sondern auch, wie man sie gefahrlos beobachten kann.

Sonnenbrillen, selbst die dunkelsten, sind dafür völlig ungeeignet und gefährlich, weil sie dem Benützer ein falsches Sicherheitsgefühl vermitteln. Die über Kerzenflammen mit Ruß geschwärzten Gläser, mit denen sich unsere Vorfahren behalfen, sind reine Glückssache.

Es gibt heute etwas viel Besseres: In Papprahmen gepreßte Spezialfolien aus Kunststoff mit genau definiertem Absorptionsvermögen, wobei jeweils angegeben wird, wielange man mit einer solchen Brille gefahrlos die Sonne beobachten darf. Belyus empfiehlt auf der Homepage der österreichischen Optiker das Produkt von Zeiss, das ein unlimitiertes In-die-Sonne-Schauen gestattet und nur ganze 29 Schilling kostet.

Die Gefahr von Netzhautverbrennung

Sie darf aber auch nur mit ansonsten freiem Auge benützt werden! Schon der schwächste Feldstecher bündelt mehr Licht, als die Folie absorbieren kann, so daß wieder die Gefahr schwerer Netzhautverbennungen besteht. Nebenbemerkung: Das Ding muß sorgfältig behandelt werden. Durch die kleinste Perforation wird es unbrauchbar.

Die Totalität wird am 11. August knapp an London vorbeigehen, Paris um 30 Kilometer verfehlen, aber dafür in München zu beobachten sein. Salzburg erlebt eine totale Sonnenfinsternis von zwei Minuten. Kapfenberg und Eisenerz liegen in unmittelbarer Nähe der Mittellinie, wo die Totalität diesmal zweieinviertel Minuten dauert, während Linz nur 30 Sekunden und Graz eine Minute und vier Sekunden totale Sonnenfinsternis mitbekommt.

Wiener haben es nicht weit: Wiener Neustadt ist schon in der Totalitätszone. Wer auf der Karte von einem Punkt zwischen Mürzzuschlag und Kapfenberg einen Strich nach Szombathely zieht, hat damit halbwegs genau die Linie, auf der die totale Sonnenfinsternis in der Buckligen Welt am längsten beobachtet werden kann, wenn das Wetter gut ist.

Das ungestrafte In-die-Sonne-Schauen dank Spezialfolie könnte übrigens auch noch nächstes Jahr interessant werden. Für 2.000 wird ein Sonnenfleckenmaximum erwartet. In solchen Jahren treten mitunter Sonnenflecken auf, die man auch ohne Vergrößerung erkennen kann.

Hellmut Butterweck

Der Autor war lange Zeit Theaterkritiker, Ressortleiter und Autor politischer Kommentare der FURCHE.

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