MARTIN (22)
PÄDAK-Student in Wien (6. Semester) und Studienvertreter
Ich habe mit der Ausbildung zum Sonderschullehrer begonnen, weil beim Zivildienst in einer Schule die verhaltensauffälligen Kinder Würze in die Klasse gebracht haben. Das hat mir gefallen. Bei ihnen sieht man, dass etwas weitergeht. Mein Traum als Lehrer ist es, Zeit für die Schüler zu haben. Ich möchte ihnen das Rüstzeug mitgeben, das sie brauchen, um ihr Leben gut zu meistern. Sie sollen selbstständig werden und kritisch denken lernen. Gerade die Kinder, die in eine Sonderschule kommen, haben zu Hause oft keinen Halt. Es ist erfreulich, wenn sie sich mir als Lehrer anvertrauen - aber ich muss auch auf mich selbst achten. Viele Lehrer haben ein Helfersyndrom - da brennt man schnell aus.
ROBERT (35)
Lehrt Informatik, Geografie und
Wirtschaftskunde sowie Turnen in einem Gewerbegymnasium im Burgenland
Man muss heute als Lehrer private Probleme der Schüler mitbetreuen, weil zu Hause zu wenig gesprochen wird und in den Familien vieles im Argen liegt. Das ist heute vielleicht meine wichtigste Aufgabe - noch wichtiger, als abrufbares Wissen zu vermitteln. Die Jugendlichen sollen wissen, wo sie Wissen nachlesen können. Ich möchte sie zu umgänglichen Menschen erziehen, ihnen gutes Benehmen und ein positives selbstbewusstes Auftreten mitgeben. Die Kinder haben sicher viel weniger Achtung vor den Erwachsenen als früher. Aber gerade durch den Sport kann ich sie ansprechen und ihnen helfen, Aggressionen abzubauen. Meine Ideale aus der PÄDAK sind jedenfalls noch vorhanden - sonst wäre ich nicht mehr da!
MARIANNE (50)
Volksschullehrerin in Oberösterreich,
vorher an einem Polytechnikum in Wien
Das Gehalt ist es nicht, warum ich Lehrerin bin, die Karriere auch nicht. Es ist das Arbeiten mit Kindern. Vielleicht ist es sogar eine Art Berufung, weil die Kinder einen extrem fordern. In einem kleinen Dorf kennt einen jeder. In der Stadt ist man anonym. Am Land interessieren sich die Eltern auch viel mehr für den Lernerfolg ihrer Kinder. In Wien hatte ich den Eindruck, dass viele Kinder auf sich allein gestellt waren. Die meisten Eltern kamen nicht einmal zu den Elternsprechtagen. Am Polytechnikum mussten wir Lehrer die Eltern sogar teilweise ersetzen und den Kindern Umgangsformen beibringen. Mir macht meine Arbeit noch Spaß, aber ich muss selbst manchmal auftanken, um etwas weitergeben zu können. Für das Klischee, dass Lehrer immer nur Ferien haben, braucht man jedenfalls eine Elefantenhaut.
Die Statements wurden eingeholt von Maria Harmer.
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