Was den "Big Apple“ heute ausmacht

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Das Essl-Museum zeigt 18 Positionen von Kunstschaffenden, die sich in New York auf die Suche nach dem Neuen in der Kunst machen und nach dessen Grad der Verankerung in der Tradition fragen. Dabei zeigt sich: Das Neue ist nicht identisch mit dem letzten Schrei.

Es ist gerade einmal 114 Jahre her, dass sich mehrere Städte zu dem zusammengeschlossen haben, was man heute üblicherweise unter New York versteht. Jene Stadt, die bald danach der Geburtsort einiger der einflussreichsten Kunstströmungen werden sollte, nicht nur für Amerika, sondern weltweit. Eine Metropole, die niemals schläft, immer am Werken ist, in ständiger Aufbruchstimmung. Trotz der kurzen Geschichte haben mittlerweile Bürgerbewegungen dafür gesorgt, dass das eine oder andere Wahrzeichen nicht neuen, als zukunftsträchtig ausgegebenen Bauten weichen musste. Und was hat der Big Apple an aktueller Kunst zu bieten?

Kombination von überkommenen Formen

Dieser Frage widmet sich die Ausstellung "New. New York“ im Essl-Museum. Insgesamt 18 Positionen von Kunstschaffenden machen sich auf die Suche nach dem Neuen und dessen Grad an Verankerung in der Tradition. Aber wie löst man sich von so übermächtigen Vorgängern wie dem abstrakten Expressionismus, dem Minimalismus, der Konzeptkunst oder der Pop Art, die allesamt eng mit New York verknüpft sind? Wenn bereits alle Techniken und Materialien von den Altvorderen umfassend in die Kunstproduktion integriert worden sind, dann lässt sich Neues nur mehr in der ungewohnten Kombination von überkommenen Formen und in ebenso ungewohnten Konzepten bewerkstelligen.

Diesen Weg beschreiten die ausgewählten Arbeiten allesamt, manche in ausgeprägterer Weise, andere etwas verhaltener. In stärkerer Erinnerung bleiben verständlicherweise erstere. So "rahmt“ Letha Wilson ihre Fotografien von Naturstücken mit über drei Meter langen Planken aus Gussbeton oder ersetzt auf den Bildern Teile durch tatsächliche Objekte - eine Holzlatte beispielsweise wird so zum Stamm eines Baumbildes. Jude Broughan verknüpft ihre Fotografien mit allerlei anderen möglichen Bildträgern und erzeugt damit Collagen, die die Grenzlinie zwischen Abbild und Materialität verschwimmen lassen. Chris McDonald dagegen präsentiert seine Fotos beinahe schon klassisch hinter Plexiglas, seine Motive erzeugt er allerdings durch computergesteuertes Laserlicht. Einem ähnlichen Cross-over widmet sich Siebren Versteeg, er lässt seinen Computer abstrakte Gemälde errechnen, die auf Bildschirmen und in ausgedruckter Form präsentiert werden. Lisa Sigal unterwandert die Vorstellung vom Bild als Fenster zur Welt, indem sie als Bildträger Fliegengitter verwendet, die wiederum den Blick auf den Innenraum freigeben.

Fragmenthafte Lesbarkeit

Besonders beeindrucken die Arbeiten von Sarah Lee. Sie zerschneidet Bücher, die klassischen Informationsträger, und fügt das so neu entstandene Material wie Scherenschnitte oder Setzkästen zu Skulpturen zusammen, die fragmenthafte Lesbarkeit bei gleichzeitiger optischer Veredelung bieten. Die Brüder Ladd wiederum füllen mit Stoff überzogene Boxen mit Materialien aus dem Textilgeschäft, verschiedene Bänderrollen und Accessoires verdichten sich zu musterartigen Weltbildern, die in der strengen Rasterung der Kästen das Ordnungsprinzip der Stadt New York widerspiegeln. Viele der gezeigten Positionen stellen klar, dass das Neue nicht mit dem letzten Schrei verwechselt werden darf, sondern dass subtile Weiterentwicklungen den überzeugenderen Weg in die Zukunft weisen.

New. New York

Essl Museum

An der Donau-Au 1, 3400 Klosterneuburg

bis 1. 4. 2013, Di-So 10-18, Mi bis 21 Uhr

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