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Die Sommertheater bieten für alle etwas - nicht nur in Niederösterreich.

Nachdem schon jetzt die brüllendheißen und kurzweiligen Sommertäge anstehen (wie Johann Beer einen Roman betitelt hat), ziehen sich die Wiener in ihre beliebten Sommerfrische-Orte zurück, die mit vielfältigen Unterhaltungsangeboten aufwarten. Dabei hat sich die niederösterreichische Theaterlandschaft in den letzten Jahren stark verändert. Vor allem Intendantin Isabella Suppanz hat viel gegen den Ruf der Provinzialität getan und "Welttheater" nach St. Pölten gebracht. Neben Angela Winkler tritt Hannelore Hoger auf, Anne Bennent spielt in Tschechows Kirschgarten und René Polleschs Produktion L'Affaire Martin! Etc. (mit Martin Wuttke und Sophie Rois) wird als Gastspiel vertreten sein.

Sonne in NÖ, …

Das intensive Theaterleben macht Niederösterreich zu einer kulturell besonders attraktiven Region, sowohl während der Theatersaison als auch in den Sommermonaten. Die Theaterangebote sind mittlerweile so unüberschaubar wie nie zuvor. Mit 18 Schauspielproduktionen von Weitra bis Schwechat und zehn Musiktheaterinszenierungen von Amstetten bis Retz wird in ganz Niederösterreich gespielt, gesungen, gelesen und getanzt. Für Peter Loidolt, Vorsitzenden des Niederösterreichischen Theaterfestes, steht das heurige Festival unter dem Zeichen der Vielfalt und Pluralität. Er entlässt die Besucher in die Eigenverantwortung: "Wie viel Einfluss Sie für sich zulassen wollen, liegt dennoch ganz bei Ihnen allein. Wenn die Veranstalter und all die Insider genau wüssten, was Kunst, was bedeutend, was gut, was objektiv sehenswert ist und wie man Sie zu einer Veranstaltung bringt - sie würden alle das gleiche machen, sagen und schreiben."

Nun ganz so schlimm wäre es wohl nicht, tatsächlich aber versammelt kein Festival so unterschiedliche Produktionen wie das niederösterreichische Theaterfest. Viele Veranstalter und Spielorte haben Tradition, wie etwa Elfriede Otts Nestroy-Spiele in Maria Enzersdorf, die heuer ihr 25-jähriges Jubiläum feiern und dieses mit einem der bekanntesten Stücke der österreichischen Dramatik begehen, mit Lumpazivagabundus oder die 35. Nestroy-Spiele in Schwechat, die einen selten gespielten Nestroy, Das Geheimnis des grauen Hauses, im Schlosshof Rothmühle aufführen.

Auch die Festspiele Reichenau haben sich zu einem Selbstläufer etabliert und bieten anspruchsvolle Produktionen. Neben Klassikern der österreichischen Jahrhundertwende-Literatur sind Publikumslieblinge der Wiener Großbühnen zu sehen. Im morbid-idyllischen Südbahnhotel am Semmering spielt heuer Hugo von Hofmannsthals Der Schwierige, im Theater Reichenau werden Carl Zuckmayers Der Hauptmann von Köpenick, Gerhart Hauptmanns Vor Sonnenuntergang sowie traditionellerweise ein Schnitzler-Stück aufgeführt, Komödie der Worte. Die Schauspieler Regina Fritsch und Nicholas Ofczarek sind heuer wieder dabei und schon allein deshalb ist die Qualität gesichert, so dass mit gutem Gewissen der Besuch der Komödie der Worte zu empfehlen ist, wo die beiden zusammen mit Michael Dangl in drei Einaktern zu sehen sind.

Ebenfalls viel versprechend klingt Alexander Waechters Inszenierung von Was Ihr wollt bei den Shakespeare-Festspielen auf der Rosenburg. Nachdem Peter Zadeks Interpretation bei den Festwochen ausgefallen ist, dürfen sich Was Ihr wollt-Freunde auf Waechters Inszenierung freuen. Das auffällige Plakat mit Rafael Schuchter in der Doppelrolle Sebastian/Viola bewirbt in ganz Wien die Produktion, bei der einige ausgezeichnete Darsteller wie Clemens Matzka oder Christian Strasser auftreten.

Sehenswert ist auch Goethes Faust bei den Sommerspielen Perchtoldsdorf in der Regie von Iaon C. Thoma. Er reüssierte bereits 2006 mit seiner Don Quijote-Inszenierung und stellt nun wieder seinen als verspielt und einfallsreich bekannten Inszenierungsstil vor der eindrucksvollen Kulisse der Perchtoldsdorfer Burg unter Beweis. Im Gespann mit der Dramaturgin Eva-Maria Schachenhofer (der ehemaligen Chefdramaturgin der Gruppe 80) hat er beide Teile zu einer Fassung verschmolzen und hinterfragt Fausts Konflikt als einen des modernen Menschen. Thoma fokussiert seine Faust-Bearbeitung auf das Zusammenwirken von maßlosem Ehrgeiz und Nicht-Bedenken der Konsequenzen des eigenen Handelns.

Nach den Motiven der Offenbarung des Johannes ist in der Melker Donauarena Apokalypse zu sehen. Entlang der Kristallisationfigur des Johannes bildet Eugen Drewermanns tiefenpsychologische Deutung die interpretatorische Leitlinie. Intendant/Regisseur Alexander Hauer liefert damit auch heuer wieder ein großes, sinnliches Bilderspektakel vor der Kulisse des Stiftes Melk.

… starker Südostwind …

Freilich gibt es auch in den anderen Bundesländern eine rege Sommertheater-Szene. Die Schlossspiele Kobersdorf (Burgenland) führen Georges Feydeaus Floh im Ohr in der Übersetzung von H. C. Artmann auf (mit Wolfgang Böck und Mercedes Echerer). Recherchen durch den Theatersommer in der Steiermark machen auf das Theaterzentrum Deutschlandsberg neugierig, die Nestroys Talisman mit einem jungen Team spielen. Für Kärnten sind die Komödienspiele Porcia mit Beaumarchais' Figaros Hochzeit, Molières Der eingebildete Kranke, Ken Ludwigs Otello darf nicht platzen sowie einem Karl-Valentin-Abend zu empfehlen, wo Publikumslieblinge wie Erika Pluhar, Werner Schneyder oder Fritz Muliar auftreten.

… und ein Hoch im Westen

Und in Tirol bieten die Telfser Volksschauspiele mit Shakespeares Wie es euch gefällt (in der Regie von Markus Völlenklee), John B. Keanes Höllenritt in der Übersetzung von Felix Mitterer und Herbert Achternbuchs Ella ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Programm.

Für Oberösterreich ist Joachim Rathkes Fassung von Karl Kraus' Die letzten Tage der Menschheit zu nennen, die im Stift Wilhering zu sehen ist. Im Jahr 1999 hat er für seine Sommer-Spielstätte den ersten Landeskulturpreis für Bühnenkunst erhalten.

Oberösterreich ermöglicht über das Portal www.kultursommer-ooe.at einen Überblick über die wichtigsten Veranstaltungen von Ausstellungen über Theaterproduktionen und Konzerte. Ein bundesländerweiter Überblick ist schwierig. Gerade deshalb erweisen sich die Internet-Plattformen als gelungene Orientierungshilfe durch den Theatersommer

www.theaterfest-noe.at

E-mail: theaterfest@utanet.at

Tel: 01/5332953 oder 53402-29

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