Was immer sie tut oder geschehen lässt, sie wirkt nie unfein

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In den Kammerspielen des Linzer Landestheaters ist Frank Wedekinds einstiges Skandalstück "Lulu“ in einer klugen Inszenierung von Gerhard Willert und mit der zauberhaften Katharina Vötter in der Titelrolle zu sehen.

Gerhard Willert hatte für seine treffliche Inszenierung die Urfassung, die sogenannte "Monstretragödie“, gewählt. Zu deren ersten öffentlichen Aufführungen gehörten seinerzeit "Erdgeist“, UA 1898, Leipzig, und "Die Büchse der Pandora“, UA 1905, Wien.

Voll Bedacht stellte Willert auch sein 19 Personen umfassendes Schauspiel-Ensemble zusammen, das er in diffiziler Personenregie nach den Vorgaben des Dichters als eines scharfen Kritikers spießbürgerlicher Scheinmoral quer durch das Amüsement sexueller Begierden der Männer führt, zu deren Erfüllung die schöne Kindfrau Lulu von ihrem Zuhälter-"Vater“ Schigolch (Vasilij Sotke) erzogen worden war.

Sie kennt weder Scham noch Moral, ahnt nicht, dass sie missbraucht wird, und das bis zum unweigerlich tragischen Ende als Opfer. Doch noch ist das Leben für sie wunderbar aufregend! Auch für ein sensibles Publikum, denn plötzlich steht sie da, in der Mitte der Bühne, einige Wimpernschläge lang splitternackt: Katharina Vötter als zauberhafte Lulu. Sie ist ja gewöhnt, ihren Körper seit Kindertagen auszustellen. Kaum wagt man seinen Augen zu trauen, ist der Spuk auch schon vorbei und Lulu in ein duftig zartes Kleid geschlüpft. Was immer sie tut oder an sich geschehen lässt, sie wirkt nie unfein.

Alexandra Pitz zeichnet sowohl für die stimmigen Kostüme wie für die Bühne, auf die bei Szenenwechsel jeweils ein dazu farblich passender Katarakt aus Kilometern Stoff in unterschiedlichen Farben herabstürzt und sie kurz bedeckt, verantwortlich.

Auf der Suche nach Liebe

Und Lulu? Nun ja, sie liebt: erst Dr. Schön, der sie als Kind Schigolch abgekauft, sie erzogen und zur Geliebten gemacht hat, sie aber nicht selbst ehelichen wollte. Vielmehr verheiratet er sie der Reihe nach mit Dr. Goll und dem Maler Schwarz, ehelicht sie dann aber selbst. Goll stirbt jedoch, nachdem er Lulu und Schwarz in flagranti überrascht hat. Als Schön Schwarz über deren Vorleben aufklärt, nimmt sich dieser das Leben. Schön greift zu Morphium.

Lulu schnappt sich dessen Sohn Alwa, worauf Schön sie zum Selbstmord zwingen will. Lulu schießt, tötet jedoch Schön, worauf sie mit Alwa und der ihr verbliebenen Clique erst nach Paris und dann weiter nach London flieht, wo Lulu für sich und die anderen anschaffen geht. Einer der Freier, auf den Lulu stößt, ist Jack. Bekannt geworden als "Jack the Ripper“.

Womit Frank Wedekinds hier inhaltlich verknappte Monstretragödie ihr Ende findet, aber nicht ohne auch den hier nicht Genannten den verdienten Applaus zu zollen.

Weitere Termine

18., 20., 22., 25. April

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