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Ein einzigartiges Netzwerk in Oberösterreich: "Spirituelle Wegbegleiter" bieten im ganzen Land Meditation, Begleitung und Orientierung für spirituell Suchende an.

Ihre Kompetenzen: Ehefrau, Mutter von fünf Kindern, Apothekerin, Gesundheitsberaterin, Organistin, Motorradfahrerin. - Seine Kompetenzen: Ehemann, Vater von zwei Kindern, Bauer und ausgebildeter Pilgerbegleiter. - Ihre Kompetenzen: Verheiratet, Mutter von drei Kindern, Diplomierte Physiotherapeutin, ausgebildete Meditationsleiterin.

Solche "Kompetenzen" geben die "Personenkarten" der "Spirituellen Wegbegleiterinnen in Oberösterreich" an, an die sich Suchende wenden können: Etwa 100 solche Spiritualitäts-Experten gibt es in der Diözese Linz - Priester, Ordensleute, Diakone, Religionslehrer(innen), Pastoralassistent(inn)en, Leute aus "einschlägigen", sprich: geistlichen Berufen ebenso wie "gestandene" Laien aus säkularen Arbeitsfeldern. Sie alle eint die Berufung, anderen "geistlich" beistehen zu wollen.

Als Meditationsleiter stehen sie ebenso zur Verfügung wie als Leiter von Exerzitien im Alltag: Letzteres Angebot, das - von den geistlichen Übungen des Ignatius von Loyola ausgehend - ein spirituelles Innehalten im Alltagsleben versucht, wurde in den katholischen Milieus populär. Die Angebote umfassen aber auch "geistliche Begleitung" - konkrete persönliche spirituelle Unterstützung, eine Hilfe zum Beten und zur Gotteserfahrung oder Orientierung und Halt geben in Umbruchsituationen. Das kann besonders brisant werden - wie im Fall des Verlustes geliebter Menschen: Trauerbegleitung: Auch diese bieten die spirituellen Wegbegleiter an.

Innehalten, trauern, fasten, pilgern …

Andere wieder suchen geistig-körperliche Erfahrung beim Fasten - dafür stehen Fastenbegleiter zur Verfügung - oder in der Bewegung: Wanderexerzitien (siehe das Interview unten) gehören da ebenso dazu wie Pilgerbegleitung - auf dem Jakobsweg oder einem Pilgerweg in Österreich ein Stück weit gemeinsam gehen oder gar eine Wüstenwanderung und -erfahrung machen. Für solche spirituellen Bedürfnisse stehen die Wegbegleiter der Diözese Linz bereit - über ganz Oberösterreich verstreut, als Einzelpersonen, die man in Anspruch nehmen kann, als Gruppenleiter, als Anbieter von Abenden, Reisen etc.

Vernetzt werden diese Angebote vom Referat Spiritualität im Linzer Pastoralamt und vom Katholischen Bildungswerk. Gabriela Broksch und Susanne Gross, die Initiatorinnen, betreuen dieses erstaunliche Netzwerk. Die Idee dazu entstand bei den Ausbildungen zu geistlicher Begleitung und zu Meditationsleitern: Die beiden zweijährigen Lehrgänge finden seit etwa 15 Jahren im Benediktiner-"Europakloster" Gut Aich bei St. Gilgen statt. Gemeinsam mit dem dortigen Spiritus Rector, P. Johannes Pausch, entstand das Vorhaben, die Absolvent(inn)en zu vernetzen. Die Nachfrage nach "Spiritualität" sei heute groß, daher wollen Broksch und Gross das Potenzial der vielen gut ausgebildeten Wegbegleiter optimal nutzen. Neben den beiden "Grundkompetenzen" geistliche Begleitung und Meditationsleitung gibt es für die neueren Angebote ebenfalls Lehrgänge: eben Trauerbegleitung, Exerzitien im Alltag, Fastenbegleitung. In wenigen Tagen beginnt erstmals ein Lehrgang für Pilgerbegleitung.

Warum steigt die Nachfrage nach "Spiritualität"? Gabriela Broksch meint, obwohl traditionelle spirituelle Lebensformen schwieriger geworden seien, habe die Sehnsucht danach nicht abgenommen: Heute sei es keine selbstverständliche Lebensform mehr, ins Kloster zu gehen. Die Spiritualität dahinter soll aber nicht verloren gehen. Die Wegbegleiter wollen etwas von diesem Geist auch in der Gegenwart bewahren und neu entdecken. Daher sind Priester und Ordensleute ebenso dabei wie "hauptamtliche" Christen - Pastoralassistent(inn)en, Religionslehrer. Aber eben auch viele nicht "beamtete" Christen, die sich in ihrer Freizeit zur Verfügung stellen.

So bieten die Meditationsleiter übers Land verstreut Meditationsrunden an, es gibt Meditationsangebote für Jahreszeiten (Advent, Fastenzeit etc.) oder für bestimmte Lebensstationen (etwa für Schwangere). Wer geistliche Begleiter sucht, der ruft bei den Anbietenden an, dann folgt ein Erstgespräch, bei dem festgestellt wird, ob das Angebot auch passt. Fastenbegleitungen gibt es in diversen Bildungshäusern, aber auch als "Fastenwochen mitten im Alltag" in einer Pfarre.

Spirituelle Begabungen fördern

Unter den "Vernetzten" sind Fulltime-Wegbegleiter, die kontinuierlich zur Verfügung stehen. Andere, die einem "säkularen" Beruf nachgehen, tun das mitunter nur punktuell. Dennoch sind gerade diese Angebote wichtig, weil sie Menschen fernab kirchlicher Kerngruppen erreichen. Wenn ein Wegbegleiter in einer Bank arbeitet oder in der Energiewirtschaft, dann spricht er viel eher Menschen aus seinem Umfeld an als rein kirchliche Angebote, weiß Gabriela Broksch.

Das Projekt der 100 Wegbegleiter ist österreichweit einzigartig, bilanziert Ko-Initiatorin Susanne Gross stolz. Sie betont - vielleicht auch mit Blick auf den Esoterik-Boom - dass die Angebote auf dem Schatz der christlichen Tradition fußen. Schwierig scheint, dies alles flächendeckend bekannt zu machen - am besten, so Gross, funktioniere die Mundpropaganda: Soziale oder politische Aktivitäten seien leichter "herzuzeigen". Wenn aber ein persönlicher Prozess spirituell begleitet wird, dann kann man das nicht filmen oder darüber plakativ berichten.

Susanne Gross: "Es ist neu, dass man wieder eine, Seele' haben, nach Gott suchen darf. Lange Zeit wurde vergessen, dass Menschen nicht nur eine soziale oder politische Begabung haben, sondern auch eine spirituelle." Und dieser Begabung wollen nicht zuletzt die "Spirituellen Wegbegleiterinnen in Oberösterreich" auf die Sprünge helfen.

www.spirituelle-wegbegleiter.at

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