Im März dieses Jahres hatte ich vor der Andreas-Dahinden-Gesellschaft in Chur über die Kunst, Kriminalromane zu schreiben, einen Vortrag zu halten.
Es gibt Leute, die nehmen es mit mündlichen Ankündigungen und Versprechungen nicht so genau. Wer weiß, vielleicht ist genau das einer der Gründe für die Erfindung der Schrift! Wer etwas schriftlich festmacht, der ist im Zweifelsfall leicht einer unpassenden Handlung oder Unterlassung zu überführen. Genauso gibt es aber Leute, die über eine besondere Eigenschaft verfügen: Handschlagqualität. Was sie sagen, das hält, das ist für sie eine Frage der Ehre. Die Frage ist halt: Wie weiß man vorher, mit wem man es zu tun hat? (Das könnte einer der Gründe sein, warum die Schrift so gut entwickelt worden ist!) In dem Buch, nach dem hier gefragt wird, geht es um einen Mann, der mit der Aufklärung eines Verbrechens befasst ist und in diesem Zusammenhang eine Aussage macht, die andere nicht so wortwörtlich nehmen, er selbst aber schon. Nun steht aber eine Auslandsreise bevor, eine längere, und der Mann muss abwägen, denn vom Ausland aus kann er das Verbrechen nicht aufklären. Eine recht wichtige Rolle in dem Buch spielt - neben dem Polizisten mit seiner folgenschweren Aussage - eine Kinderzeichnung, auf der Igel abgebildet sind. Das Buch ist unter anderem Titel verfilmt worden.
Auflösung Furche 40/00: Der talentierte Mr. Ripley.
Von Patricia Highsmith. Übersetzt von Barbara Bortfeldt. Diogenes, Zürich 2000. 327 Seiten. S 137,-/e 9,95 Das Buch von Patricia Highsmith ist 1955 erschienen und 1960 erstmals unter dem Titel "Nur die Sonne war Zeuge" verfilmt worden. Dem Genre gemäß ist die Handlung äußerst konstruiert, aber das verleiht dem Buch eine ungeheure Spannung. Das Interessanteste an dem Buch aber ist, dass der Mörder (Tom Ripley) erstens von vornherein bekannt und zweitens der einzige wirklich außergewöhnliche Mensch in der ganzen Geschichte ist.
