Wenn das Wetter kontrastreicher wird

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Österreichs Landwirtschaft im Kampf mit den Wetterkapriolen des Jahres 2000.

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Österreichs Landwirtschaft im Kampf mit den Wetterkapriolen des Jahres 2000.

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Obwohl im Zentrum des Kontinents - und daher vergleichsweise günstig - gelegen, bleibt auch Österreich nicht von den Folgen des zunehmend instabilen Wetters verschont. Erinnert sei insbesondere an den Orkan "Lothar", der mit über 200 Stundenkilometern Windgeschwindigkeit über Europa hinweggefegt war und einen Schaden von insgesamt rund 190 Milliarden Schilling, vor allem in Frankreich angerichtet hatte. In Österreich verursachten die Ausläufer von "Lothar" im Vergleich dazu einen eher geringen Schaden, der sich dennoch auf rund zehn Millionen Schilling belaufen hat. Betroffen waren insbesondere Gartenbaubetriebe.

Diese Sturmschäden waren in gewisser Hinsicht die Vorläufer eines Jahres, in dem die österreichische Landwirtschaft eine ganze Reihe von Unwetterschäden zu verkraften hatte. Da war zunächst die ganz außergewöhnliche Trockenperiode die von April bis Ende Juni gedauert hat und mit für die Jahreszeit auffallend hohen Temperaturen einherging.

In diesem Zeitraum gab insgesamt nur 83 Millimeter im Osten. Das sind um 100 Millimeter weniger als im langjährigen Durchschnitt. Die Schäden waren entsprechend hoch: "850 Millionen Schilling Entschädigung - soviel wie noch nie in der Geschichte der Österreichischen Hagelversicherung - wurde im Jahr 2000 ausbezahlt, davon rund 200 Millionen Schilling für Trockenschäden," zieht Kurt Weinberger, Vorstandsdirektor der "Österreichischen Hagelversicherung", ein Bilanz der Schadensfälle des vergangenen Jahres (siehe auch nebenstehendes Interview).

Der erwähnten Dürre folgte im Juli eine ungewöhnlichen Regenperiode, die wiederum zu beträchtlichen Auswuchsschäden führte. Landwirte registrieren in den letzten Jahren immer häufiger, dass die Bedingungen ihrer "Werkstatt" unter freiem Himmel unberechenbarer werden. Insbesondere ist festzustellen, dass das Wetter kontrastreicher wird, wodurch auch die Gefahr von Hagelschlägen steigt, was ebenfalls im vergangenen Jahr festzustellen war. Hagelunwetter sind darüber hinaus nicht mehr nur auf die Periode vom späten Frühling bis zum frühen Herbst beschränkt.

Dass sich solche Wetterveränderungen einstellen würden, sagen zahlreiche Meteorologen seit Jahren vorher. So etwa die Wiener Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb in einem furche-Interview (32/1996): "In Europa könnte es zumindest im Sommer weniger Niederschlag - aber konzentriert auf wenige Starkniederschlagsereignisse - geben... Zu rechnen ist auch mit einem Rückgang der Gletscher... Das und die kürzere Schneebedeckung haben Auswirkungen auf die Feuchtigkeit des Bodens, der im Sommer stärker austrocknen könnte. Man hört auch immer wieder, dass es häufiger Stürme geben wird..."

Diese Prognosen bestätigen sich derzeit immer offenkundiger. Erst kürzlich hat das Intergovernmental Panel on Climate Change Alarm geschlagen: Das Weltklima erwärmt sich nach jüngsten UN-Daten weit dramatischer, als bisher angenommen. Auch gäbe es mehr und bessere Beweise als je zuvor, dass der Mensch weitgehend daran schuld ist.

Im Zuge dieser Erwärmung verlagern sich übrigens die Tiefdruckgebiete weiter nach Süden. Das hat wiederum zur Folge, dass auch mehr Tiefdruckgebiete Österreich erreichen. Außerdem gibt es die schon erwähnte Entwicklung zu kräftigeren und dauerhafteren Tief- und Hochdruckgebieten, also zu konstrastreicherem Wetter: Trockenzeiten werden extremer und Regenperioden länger. Zu allen ihren sonstigen Problemen hat die Landwirtschaft damit in zunehmendem Maße auch mit den Wetterkapriolen zu kämpfen.

Für diesen Beitrag stellt die Österreichische Hagelversicherung einen Druckkostenbeitrag zur Verfügung.

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