Wenn der Gesellschaft der Hut brennt

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21 Jahre nach ihrer Gründung will die "Weizer Pfingstvision" über ihr bisheriges Feld "Kirche" und "Region Weiz" hinaus die Gesellschaft spirituell verändern.

Ihr 20-jähriges Bestehen feierte die vom Team um den Pastoralassistenten Fery Berger initiierte "Weizer Pfingstvision" im vergangenen Jahr. Heuer geht es der oststeirischen kirchlichen Reforminitiative aber um weit mehr als eine regional und innerkirchlich begrenzte Aktivität. Vor wenigen Wochen fiel der Startschuss zum "Weg der Hoffnung" - einer "spirituellen" Basisinitiative, an der sich Personen und Persönlichkeiten mit verschiedenem weltanschaulichen Hintergrund beteiligen. Was 2008 noch ein Zukunftsprojekt war, nämlich eine schwelende, nicht immer sichtbare gesellschaftliche Krise offenzulegen und als Herausforderung anzunehmen, wurde ein Jahr später von der Realität längst überholt.

"Keine Angst - es brennt"

Der Slogan der Initiative: "Keine Angst - es brennt", mutet heute fast wie Galgenhumor an, zumal sich gerade in der oststeirischen Region Weiz die wirtschaftlichen Auswirklungen des Crashs beinahe hautnah bemerkbar machen.

Initiator Fery Berger weiß ums Schillern des Slogans - und kommentiert: Brennen kann ja in vielfältiger Weise interpretiert werden - als positive Energie für eine Sache, als mystisches Feuer etc. Aber es brennt dieser Gesellschaft doch der Hut? Natürlich ist für Fery Berger auch solcher Aspekt mit gemeint. "Keine Angst - es brennt" drücke eine offene Situation aus, und sei auch und gerade gegen den bei manchen wieder grassierenden Glauben, die Krise sei schon wieder vorbei, gerichtet: "Nur weil die Aktien steigen, ist noch gar nichts vorbei", ereifert sich Berger. Und stimmt der Einschätzung zu, dass mit seinem Slogan durchaus auch der Zeitgeist getroffen wird.

Am diesjährigen Pfingstsonntag in der Weizbergkirche und dem Franziskussteinbruch ist auch Paul Zulehner mit dabei - als Pfingstprediger und als Impulsgeber. Der Wiener Pastoraltheologe gehört von Anfang an zu den Mitdenkern und Unterstützern der Weizer Pfingstvision - und trägt natürlich auch die Initiative "Weg der Hoffnung" mit. In Weiz soll diese Initiative dann auch vorgestellt werden, aber Fery Berger bemüht sich, gleich zu betonen, dass der "Weg der Hoffnung" über das Weizer Pfingstvisions-Projekt hinaus gedacht ist: "Es ist eine Basisinitiative aus dem Geist der Weizer Pfingstvision heraus."

Das Fundament des "Weges der Hoffnung" ist interreligiös und ökumenisch angelegt: "Wenn sich die Religionen jetzt nicht zusammentun, dann werden sie selber zum größten Problem werden", so Berger. Darum haben sich der Initiative Muslime, Buddhisten oder auch Agnostiker angeschlossen; Caritas-Präsident Franz Küberl ist ebenso dabei wie der lutherische Altbischof Herwig Sturm, Altbischof Johann Weber von Graz, Ex-Vizekanzler Erhard Busek, Sozialminister a. D. Erwin Buchinger oder der Globalisierungskritiker Andreas Felber.

Das Beispiel von Barack Obama

Wie soll der "Weg der Hoffnung" funktionieren? Fery Berger setzt auf das Internet als wesentliche Vernetzungs-Struktur für das Projekt und verweist auf den US-Präsidentschafts-Wahlkampf, in dem Wahlsieger Obama vorgemacht habe, wie man das Web für Vernetzung und gesellschaftspolitisches Community-Building einsetzen kann. Die Homepage der Initiative www.wayofhope.info informiert nicht nur über das Ganze, sondern man kann sich dort bis 1. Juli für eines der 20 "DialogAktionsforen" und 5 "Projekte" anmelden. In den nächsten drei Jahren werden die Teilnehmer jeweils im Oktober in Weiz zusammenkommen, heuer vom 9. bis 11. Oktober.

Wen hat Fery Berger als Zielgruppe vor Augen: Er versteht diejenigen, die sich konkret beteiligen, als Multiplikatoren, die das Anliegen des "Wegs der Hoffnung" in ihre jeweiligen Gruppierungen und Umgebungen tragen. Nach drei Jahren will man dann Bilanz ziehen.

Spirituelles Potenzial heben

Themen der DialogAktionsforen sind sozial- und europapolitische Fragen, Ökumene und der interreligiöse Dialog - darunter das Gespräch von Christen und Muslimen -, Fragen der Kirchenerneuerung ebenso wie die Reflexion einer (neuen) spirituellen Basis, die aus - nicht nur - christlichen Quellen schöpft. Die derzeit fünf Projekte sind vornehmlich im künstlerischen Bereich angesiedelt, Literatur, das spirituelle Musikprojekt "Klangdom Weiz" oder das theaterpädagogische Projekt "Die Goldene Kugel". Auch die Projekte bauen auf einer multikulturellen und interreligiösen Basis auf.

"Wir schätzen die gegenwärtige Krise als fundamentaler ein, als sie allgemein gesehen wird. Aber wir vertrauen darauf, dass es ein spirituelles Potenzial gibt", sagt Fery Berger. Dieses will die Initiative heben und zur Veränderung der Gesellschaft nützen. Berger: "Der, Weg der Hoffnung' ist eine Einladung an alle, sich diesbezüglich zu engagieren."

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